B. Versunkene Zeiten.
7. Kampf und Kriegsnot im Lande.
2. Die Hussiten.
*202. Einst fielen die räuberischen Hussen ins Innviertel ein, verheerten die Gegend und quartierten sich selbst bei den Bauern ein. Da verabredete die bedrückte Bevölkerung, am Georgstag um 4 Uhr früh über die Hussen herzufallen und sie zu töten. Der Anschlag gelang und von da ab wurden zum Gedächtnis jedesmal am Georgitag um 4 Uhr früh alle Glocken geläutet. Bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts geschah dies noch in Auerbach, Uttendorf, Pischelsdorf und Mauerkirchen.
203. Nördlich von St. Oswald bei Freistadt liegt ein mächtiges Felsengewirr, der Hussenstein, hier hatten die Leute eine Zufluchtsstätte vor den furchtbaren Horden der Hussiten.
204. Agnes, die Tochter des Marktrichters von Haslach, und Engelbert, ein Bürgerssohn, liebten sich seit Kindestagen. Als der furchtbare Hussitenkrieg ausbrach, trat Engelbert ins kaiserliche Heer. Sein Vater Hermann hatte es zugegeben, obwohl er selbst Hußschüler und der Lehre von Huß zugetan war. Wegen dieser Neigung ging die alte Freundschaft zwischen den beiden Familien in Brüche. Als gar ein Brief eines hussitischen Führers an Hermann aufgefangen wurde, wurde Hermann des Verrates verdächtigt und in den Turm geworfen. Bald darauf erschienen die Hussiten. Da sie Haslach nicht im Sturm einnehmen konnten, schlossen sie es ein. Nach einem nächtlichen Gewitter machten die Haslacher beim Friedhofpförtchen einen Ausfall über die Mühl, ein unbekannter kaiserlicher Soldat schloß sich ihnen an. Es kam zu einem heißen Kampf. Der Marktrichter griff den feindlichen Führer an, stolperte aber über einen Toten und wäre verloren gewesen. Der fremde Soldat sprang herzu, schlug den Feind nieder, wurde aber selbst schwer verwundet. Nach dem Fall des Führers ergriffen die Hussiten die Flucht. Der Marktrichter ließ seinen Retter in sein Haus bringen, Agnes erkannte in ihm ihren Engelbert. Nach der einen Sage kam Engelbert mit dem Leben davon, es wurde Versöhnung und frohe Hochzeit gefeiert, nach der anderen starb er in Agnes Armen.
Die Kampfszene war auf einem Bild am oberen Torturm bis zum großen Brande 1826 zu sehen. Bis dahin war auch zur Erinnerung an die schaurige Zeit das Hußausläuten täglich um neun Uhr abends eine Viertelstunde Brauch.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 395 - 396
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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