B. Versunkene Zeiten.
7. Kampf und Kriegsnot im Lande.
1. Ritterfehde und kühne Tat.
*195. Zwischen den Rittern von Dornach und Prandegg herrschte einst Streit und Feindschaft. Es kam zu einer scheinbaren Versöhnung und die Dornacher folgten einer Einladung nach Prandegg. Währenddessen wurde aber Dornach von den Prandeggern überfallen, die Zurückgebliebenen wurden ermordet, die Burg in Brand gesteckt. Nur einem treuen Dornacher gelang es zu entkommen und die Meldung nach Prandegg zu bringen. Nun kam es zu einem schweren Kampf.
196. Es wird auch erzählt, daß die Herren von Weinberg, während die Dornacher eben auf Prandegg zu Gast waren, Dornach überfielen und es zerstörten. Den heimkehrenden Dornachern legten sie bei der Altmühle im Flanitztal einen Hinterhalt. In dem Gefecht wurde ein Ritter von Dornach getötet und am Orte begraben. Auf die Brust legte man ihm einen Schlüssel, den soll man beim Fällen einer Eiche gefunden haben. Beim Bau der Haltestelle Lasberg-St. Oswald sollen Gebeine und Rüststücke, die von diesem Kampf herrührten, gefunden worden sein.
Nach einer zweiten Erzählung fiel zuerst der Dornacher und dann eroberten die Weinberger die Burg.
197. Am Wege von St. Oswald bei Freistadt nach March steht nahe am Ostabhang des Stiftungberges eine Kreuzsäule. Es ist die Stätte, an der ein blutiger Kampf zwischen den Wartbergern, Prandeggern und Ruttensteinern stattfand. Die zahlreichen Toten wurden in ein gemeinsames Grab gebracht und darüber das Kreuz errichtet. Die Stelle heißt die Kreuzen.
*198. Auf der Höhe über Plankenberg sind die Trümmer der gleichnamigen Burg zu sehen. Während ein üppiges Fest in die Nacht hinein gefeiert wurde, überfielen die Pürnsteiner die Burg und brachen sie.
199. Im Zaubertal bei Linz hauste vor vielen hundert Jahren ein frommer Einsiedler. Ein verwundeter Ritter, der vom heiligen Land heimkehrte, aber vor Feinden flüchtete, kam zu ihm um Herberge. Er pflegte ihn, bis er hergestellt war. Da kamen die Verfolger und wollten den Ritter gefangen nehmen. Er aber sprengte zu Pferde von dem Felsen, wo nun die Kalvarienbergkirche steht, in die hochgehende Donau und entkam. Das hohe Kreuz am Felsen erinnert an dieses Geschehnis.
Nach einer anderen Erzählung war der kühne Reiter ein von Gegnern verfolgter König.
200. Als 1521 am Hauptplatz in Linz ein großes Turnier stattfand, errang ein kühner spanischer Ritter die meisten Siege. Stolz forderte er die deutsche Ritterschaft zum Kampfe. Niemand wollte sich stellen. Da nahm Sebastian von Losenstein den Kampf auf. Sie ritten gegeneinander, zerbrachen die Speere, blieben aber im Sattel. Der Spanier ging nun zum Angriff über und setzte dem Losensteiner arg zu. Dieser riß den Maulkorb, den sein Pferd bisher getragen hatte, ab. Dazu abgerichtet, faßte es das feindliche Streitroß beim Maul und zog dessen Schädel zur Erde. Der Losensteiner aber schlug mit solcher Wucht mit seinem Zweihänder auf den verdutzten Gegner, daß er ihm den Helm zerschlug. Der Spanier mußte sich für besiegt erklären.
*201. Heinz Scheck von Steyr rannte bei einem Turnier in Steyr den Herzog Leopold hart vom Pferde. Darüber war der Herzog so erzürnt, daß er Heinz vom Hofe verbannte und schwur, eher werde er sein Lieblingsdorf Pfarrkirchen verschenken, als ihm noch einmal die Hand zu geben. Der so Verbannte vertrieb sich die Zeit mit der Jagd. Dabei rettete er einem jüdischen Kaufmann das Leben vor zwei Räubern und führte ihn nach Steyr. Dort war vom Herzog ein großes Turnier ausgeschrieben, zu dem die Teilnehmer in der glänzendsten Rüstung kommen mußten. Vom geretteten Kaufmann auf das prunkvollste ausgestattet, nahm Heinz mit geschlossenem Visier teil und besiegte alle, auch den Herzog. Herzog Leopold staunte die Gewandtheit des Fremden an und versprach ihm ein Schloß, wenn er am Hof bliebe. Heinz gab sich zu erkennen und bat mit einem Kniefall um Gnade und bot Arm und Schwert von neuem an. Leopold hob ihn auf und schenkte ihm eingedenk seines Schwures Pfarrkirchen bei Hall.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 394 - 395
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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