II. Wundersame Geschichten.
2. Von heiligen und unheiligen Personen.
2. Mutter Gottes.
209. Neben der Kapelle Maria Rast bei Helfenberg befindet sich ein ziemlich großer Stein mit drei Eindrücken, zwei größeren und zwischen ihnen einem kleineren. Hier soll die heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten gerastet haben. Die Eindrücke sind die Erinnerung. Auch rinnt hier seither ein heilkräftiges Wasser. Die Leute wallfahrten noch heute gerne hieher.
210. Beim Fölsensteinerkreuz bei Prägarten befindet sich neben der Kapelle ein Stein mit Fußabdrücken. Sie stammen von der heiligen Maria, die einst hier mit dem Jesukind rastete. In der Steinhöhlung befindet sich Wasser, es soll gegen Augenleiden helfen. Die Kapelle wird gerne von Wallfahrern besucht.
211. Oberhalb der Furtmühle bei Haslach liegt im Flußbett der Mühl ein Stein mit einer muldenförmigen Vertiefung, der Hei-ligenstein. Auf der Flucht nach Ägypten soll Maria in dieser Mulde das Jesukind gebadet haben. Ist auch die Mühl ganz ausgetrocknet, so bleibt in dem Stein Wasser, es soll für die Augen heilsam sein. In der Nähe steht jetzt eine vielbesuchte Kapelle.
212. Auch vom Krippenstein wird erzählt, daß Maria auf der Flucht nach Ägypten auf ihm rastete. Ein Stein gegen das Krippeneck zu zeigt die Abdrücke ihres Kleides.
213. An der Stelle, wo jetzt das Gotteshaus Steinerkirchen am Innbach steht, hat die Mutter Gottes gerastet, als sie über das Gebirg ging. Darum heißt die Kirche Maria Rast.
214. Auf dem Gange zu Elisabeth kam unsere liebe Frau in ein Gewitter und suchte unter einem Haselstrauch Zuflucht, bis das Wetter vorüber war. Zum Danke segnete sie die Staude und verlieh ihr die Gabe, vor dem Blitz zu schützen.
Seither wird kein Mensch unter einem Haselstrauch vom Blitz getroffen und man steckt bei Gewitter Haselzweige ins Fenster, legt zwei Zweige kreuzweise auf den Tisch und liest das Johannisevangelium.
215. Unsere liebe Frau brockte einmal für das Jesukind Gänseblümchen, dabei verwundete sie sich an einem Finger und Blut tropfte auf die Blumen. Seither haben die Resableameln, wie sie bei uns heißen, im Innern ihres Köpfchens einen roten Rand.
216. Bei Kopfing befindet sich ein Stein, der nur an einem Punkt auf seiner Unterlage ausruht und drehbar ist. Er heißt Jungfernstein, weil er unserer lieben Frau aus dem Fürtuch fiel.
217. In der alten glücklichen Zeit wuchs die Ähre am Kornhalm von ganz unten an bis zum Ende hinauf und war voll Körner. Weil aber die Menschen diesen Gottessegen nicht schätzten, sondern damit wüsteten, wollte der liebe Gott die Ähre ganz wegstreifen. Nur weil unsere liebe Frau mit ihrer Hand den oberen Teil der Ähre verdeckte, blieb die kurze Ähre, wie sie jetzt noch ist, am Halm.
218. Die Blindschleiche war einst bösartig, durch sie gingen viele Menschen zu Grunde. Da nahm ihr die Gottesmutter die Kraft und sagte zu ihr: "Von Stund an sollst du blind sein!"
219. Nach einer anderen Sage war die Blindschleiche einst eine schöne und flinke Schlange. Weil sie keine giftigen Zähne hatte, wurde sie von den Menschen nicht gefürchtet und mußte sich viele Quälereien gefallen lassen. Das verdroß sie und sie lästerte Gott, daß er ihr nicht auch Giftzähne verliehen hatte. Dann hätte sie den schnellsten Reiter jagen und ihm gefährlich werden können. Für diesen bösen Willen strafte sie der liebe Gott und ließ sie zu dem armseligen Tierchen werden, das sie jetzt ist.
220. Bald nachdem der Teufel den Strudel und Wirbel geschaffen hatte, verunglückte dort eine Zille mit Wallfahrern, die nach Maria Taferl wollten. Der Böse lauerte schon, bekam aber nur eine einzige Seele, die übrigen fing Maria in ihrem Fürtuch auf.
*221. In den drei goldenen Samstagnächten ist unsere liebe Frau nicht in Maria Zell, sondern in Adlwang im Bade. Einst sollte während dieser Zeit in Maria Zell ein Teufel ausgetrieben werden, er spottete aber: "Mögts ma nit ån, is's Marial in Bad in Ădlwång!" Eben war aber ein Wallfahrer aus Adlwang gegenwärtig und wußte Auskunft zu geben. Der Besessene wurde nach Adlwang gebracht, wo der Teufel bald weichen mußte.
*222. Ehe das heilige Bründl bei Adlwang eingefaßt war, zeigte sich hier öfter eine strahlende Frauengestalt, es soll unsere liebe Frau gewesen sein.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 350 - 351
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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