7. Von Schätzen.
7. Die wälschen Mandl.
*115. Vor Zeiten kamen Italiener in die Alpen, hielten sich wochenlang im Gebirge auf, sammelten geheimnisvolle Steine und kehrten dann mit den vollen Säcken nach dem Süden zurück. Noch im 18. Jahrhundert wurden solche Schatzsucher in der Gegend des Traunsteines und Rötheisteines gesehen.
*116. Zu den Bergen, die von den "Wallischen" vor Zeiten gerne besucht wurden, gehört der Aarling, der Ennsberg, die Falkenmauer, der Kasberg und der hohe Nock.
*117. Vor Zeiten kam ein Wallischer von Jahr zu Jahr nach Grünau, suchte in den Bergen herum und verschwand gewöhnlich in der Gegend der Stöcklluckn. In ihr hat es früher Gold und Silber in Massen gegeben.
*118. In der Hallstatt gab es einst viel edles und unedles Erz. Wallische kamen und suchten die Gegend nach Gold ab. Noch heute heißt der Bach, der in der Nähe der Hirschau entspringt, der Goldbach.
119. In das Kargebirge bei Goisern, auf den Kasberg und die Berge um das Almtal kamen Welsche mit einem "Kaskraxel" und suchten nach Edelsteinen, die sie fortschafften.
120. In der Aurach warf einmal ein Hirt einen Stein nach einer weidenden Kuh. Ein Wälscher kam dazu und sagte: "Du wirfst der Kuh einen Stein nach, der mehr wert ist als die ganze Kuh."
121. Im Innern des Jainzen befindet sich ein See. Beim Steinbruch am Gaßnergütl dringt ein Bach aus dem See hervor. Vor wahren kamen immer wieder Dalmatiner in die Gegend, hingen Sackel in diesen Bach und fingen darin Goldsand auf.
122. Das Goldloch, die Goldlucke, hat 3 Eingänge, 2 kleinere am Fuße der Seewand und einen größeren, jetzt verschütteten über den beiden anderen. Einst kamen zwei Fremde mit langen Bärten und stiegen mit leeren Säcken durch das obere Loch in den Berg. Nach mehreren Stunden kamen sie zurück, die Säcke schwer gefüllt. Die Leute sagten, sie hätten Gold aus dem Berginnern geholt, seither führt die Höhle ihren Namen.
123. Zu einem braven, armen Holzknecht auf der Scherhaufenwiese kam alljährlich ein Wällischer und ließ sich vom ältesten Buben auf die Griesalpe führen, um dort Gold zu holen. Er beschenkte die Familie immer so reichlich, daß es ihr gut ging. Den Holzknecht aber packte die Gewinnsucht, er überredete den Wällischen, ihn in die Goldschlucht mitzunehmen. Der Wällische ließ ihn hinab, warf ihm aber den Strick nach und ging davon. Der Holzknecht hatte einen Sack Lebensmittel bei sich und grub sich mit den Händen am Rabenstein bis ins Freie durch. Seine Hände waren aber bis zu den Armgelenken verschwunden. Der Mann selbst war wahnsinnig. In lichten Augenblicken erzählte er, in der Tiefe befinde sich ein goldenes Gatterl, vor demselben stehe ein Steintisch, auf dem Hammer und Schlägel lägen. Durch das Gatterl komme man in eine Kammer mit Gold. Von einem Bauernknecht aus Neukirchen in der Viechtau geht dieselbe Sage.
124. Ein alter Mann kam mit einem Buckelkorb und einer Haselrute zum Gaisberg. Ein Bauer gewährte ihm gastfreundliches Nachtlager und nahm nichts an. Dies wiederholte sich durch mehrere Jahre, ohne daß der Bauer den Mann nach woher und wohin befragte. Einmal fuhr er mit seinem Fuhrwerk nach Linz durch eine lange Straße. Vom 3. Stock eines Hauses winkte ihm ein Herr zu sich. Er folgte dem Ruf, stieg die Treppe empor, erkannte aber den Fremden nicht. Der hieß ihn warten und kam bald mit Buckelkorb und Haselgerte zurück. Nun erkannte der Bauer seinen einstigen Gast. Der gab ihm zum Dank die Haselgerte und sagte, er solle zur großen Gaisbergwand hinaufgehen und dort mit der Gerte an die Wand schlagen. Es werde sich die Wand öffnen und reiche Schätze bloß geben, er solle aber nicht mehr nehmen als er tragen könne. Heimgekommen, versuchte der Bauer sein Glück, kam wirklich in die Schatzhöhle und füllte sich alle Taschen mit Gold. Hinter ihm schloß sich lautlos die Felswand wieder. Der Bauer lebte in Wohlstand und wurde rasch ein Verschwender. Als er alles Gold aufgebraucht hatte, fuhr er mit einem Leiterwagen zur Wand. Trotz allen Klopfens blieb aber der Berg verschlossen, die Rute hatte ihre Zauberkraft verloren. Voll Reue fuhr er nach Linz, konnte aber die Straße seines Gastes nicht mehr finden.
*125. Nach einer anderen Überlieferung kehrte der Bauer mit der geschenkten Rute heim und schlug am nächsten Morgen in aller Frühe an die Felswand, die sich sogleich öffnete. Gaisberger brach sich einen Goldzapfen ab, dachte sich aber "Da muß ich um meine Ochsen heimgehen!" Wie er mit dem Gespann zurückkam, war der Fels verschlossen und die Rute, die er hatte liegen lassen, war nicht mehr zu finden. So konnte er nicht mehr in den Berg.
*126. Im Ennsberg gibt es Höhlen, in denen Goldsand gefunden wird. Sie gehen so tief in die Erde hinab, daß man über sich die Enns rauschen hört. Vor mehr als 150 Jahren fanden sich Jahr für Jahr im Frühjahr Italiener ein und übernachteten bei einem Bauer. Sie ließen sich von ihm zu den Höhlen führen, sodann entließen sie ihn und verboten ihm strenge, ihnen nachzusteigen. Wenn sie zurückkamen, hatten sie schwere Ranzen mit Goldsand auf dem Rücken. Einmal schlich ihnen der Bauer unter die Erde nach, wurde aber von einem Italiener entdeckt und mit dem Tode bedroht, wenn er nicht sofort zurückkehre.
127. Ein Wällischer kam einst zum Wimmerbauern, er ließ sich von ihm zur Trefferwand in der Zimnitz führen und entließ ihn dann gegen ein Geldgeschenk. Der Bauer aber versteckte sich hinter einem Baum und sah, wie der Wällische ein Büchel aus der Tasche zog und drinnen las. Es erschien ein Trefferwand-Mandl und brachte ihm einen schweren Sack, mit dem er dann den Rückweg antrat. Der Bauer schlich sich fort, der Fremde aber rief ihm nach: "Ich habe dich schon gesehen! Wärst du beim Baum geblieben, hättest du auch etwas bekommen!" Seither aber hat sich der Wällische nicht mehr gezeigt.
128. Zur Bäckenhubnerin in Grünau kam alljährlich ein wällisches Mandl mit einer großen Kraxen auf dem gebeugten Rücken und einem Hütel auf dem Kopf. Es holte sich Gold in den Bergen. Einmal aber sagte es: "Ich bin schon alt und werde wohl nicht mehr kommen, für deine langjährige Gastfreundschaft bin ich dir aber diese Rute willig, gehe damit zur Fünffingerlucke auf dem Kasberg, du wirst dort eine Menge Gold finden!" Die Frau aber hielt die Rute für ein Teufelswerk, nahm sie nicht an, ging auch nie zur Fünffingerlucke; so blieb der Schatz ungehoben.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 79 - 81
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Februar 2005.
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