4. Von Berggeistern, Waldwesen und allerlei
Wichten.
8. Waldgeister.
*73. In den Wäldern bei Steyregg haust der Waldmann. Weil er stets "He, He!" ruft, heißt er auch der Hehemann. Einen Burschen, der einst so verwegen war, ihn aufzusuchen, richtete er übel zu.
74. Auf einem Waldbaum wohnen die Waldmandl und Waldweibl, sie sind klein und rauh. Wird der Baum verletzt, welken auch sie dahin und sterben.
75. Ein junges Mädchen hütete auf der großen Schobersteinwiese das Vieh. Mittags langte es gerade nach der Schüssel mit Koch, die ihr die Mutter mitgegeben hatte. Da stand ein runzeliges Waldweibl vor ihr und bat voller Hunger um das Koch. Das Kind war hungrig, gab aber dennoch sein Essen her. Das Waldweibl aß das Koch auf und bat dann um die Schüssel: "Die meine habe ich zerbrochen und kann mir keine kaufen." Das Mädchen fürchtete zwar daheim Verdruß, konnte aber der Armen den Wunsch nicht abschlagen. Das Waldweibl aber sagte: "Du gutes Ding, es soll dich nicht gereuen. Warte hier nur eine Weile!" Es verschwand eilig im Walde, kehrte aber bald zurück, die Schüssel mit leuchtendem Golde gefüllt, das schenkte sie dem Mädchen. Dieses blieb reich und glücklich sein Lebtag.
*76. Ein Köhler, der im Sternwald arbeitete, sah öfters ein Wald- oder Erdmandl Tannenzapfen dörren. Als ihn einst das Mandl fragte, wie es ihm gehe, klagte er ihm seine Armut. Da gab ihm das Mandl zwei Tannenzapfen. Der eine werde, in den Ofen gelegt, das Haus stets warm halten, der andere, zerrieben und ausgesät, Kraut in Menge liefern. Solange werde es ihm gut gehen, als er keinen "Neid" habe. Der Köhler folgte dem Mand! und es ging ihm auch wirklich gut. Da kam er eines Tages nach Krumau, sah ein schönes Haus und beneidete den Besitzer. Von da an war es aber mit den guten Tagen zu Ende. Ein Bauer, der von der Geschichte hörte, verkleidete sich als Köhler, schwärzte sich das Gesicht und ging in den Wald auf die Suche; auch er erhielt Tannenzapfen, als er aber den einen in den Ofen legte, entstand ein Feuer und äscherte das Haus ein,
77. Die kleinen Kinder von Altenhof sahen oft ein Moosmandl auf den Wiesen herumlaufen.
*78. Im Schatten des Haselstrauches
wohnt das kleine bucklige Haselmandl. Es sitzt im Herbst unter den Blattschirmen
auf den Zweigen und macht die Nüsse zurecht, die einen, die sich
leicht knacken lassen, die anderen, die unzerbeißbar sind. Wenn
die Kinder hinauskommen, teilt ihnen das Mandl nach seinem Belieben zu,
ist es gut gelaunt, dann ist die Ernte gut, oft ist es aber tückisch
gelaunt, dann finden die Kinder nur Taubnüsse und erhalten oft auch
noch Hiebe über Hand und Rücken.
Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 42.