2. Wassergeister bei den Menschen.
23. Ein Tümpel der Aist bei Freistadt galt als grundlos. Hier hauste ein Wassermandl. Es hatte rote Augen, weißblonde Haare und war nicht größer als ein fünfjähriges Kind. Als es wieder einmal am Ufer schlief, wurde es von den Herren von Weinberg gefangen und in das Schloß gebracht. Es wurde gut gehalten, war lustig und offenbarte allerlei geheime Dinge. Es ging auch mit in die Kirche. Dort lachte es einmal laut auf. Um den Grund gefragt, erzählte es, auf einem Seitenaltar habe der Teufel alle die, welche beim Gottesdienst schliefen, auf eine Stierhaut aufgeschrieben. Das Fell wurde ihm aber zu klein, er zerrte und zog daran, als dies nichts half, wollte er es mit den Zähnen weiterreißen, rutschte aber ab und schlug mit dem Kopfe an die Mauer. Darüber habe er lachen müssen. Ein andermal sah er in der Kirche ein Weib sitzen, das mit einem neuen "rupfernen Fürta" recht eitel tat, und sprach: "Sie hat schon recht so stolz zu sein, obwohl sie nicht weiß, worauf sie sitzt." Man grub an der Stelle nach und fand einen Schatz, womit man die Kefermarkter Kirche aufbaute. Das Mandl bat wiederholt um seine Freiheit, fürchtete aber, es werde ihm schlecht ergehen, weil es schon zu viel Geheimnisse ausgeplaudert habe. Endlich gab man es frei. Beim Abschied sagte es, es werde in den Tümpel springen, wenn das Wasser schwarz aufgehe, sei es gut, wenn es aber rot aufgehe, sei es um sein Leben geschehen. Und wirklich stieg das Wasser rot auf. Seither wagt es niemand mehr in dem Tümpel zu baden.
24. Ein fremdes, starkes Mädchen kam einst zu einem Bauer bei Königswiesen, bat um Arbeit und blieb im Haus. Sie sagte: "Es wird nicht lange dauern, dann erwischen sie mich doch." Wer, sagte sie aber nicht. Spät abends klopfte es einmal an das Fenster und rief: "Bauer gib uns dein Dirn raus." Der Bauer wollte sie schützen, sie aber sagte: "Es hilft nichts. Ihr könnt mit mir bis zum Tümpel gehen, dort werde ich hinein springen. Geht es weiß in die Höhe, geht es mir gut, geht es aber rot in die Höhe, bin ich verloren." Wie die Dirne in das Wasser sprang, ging ein blutroter Strahl in die Höhe.
25. Die Schwarzlacke ist ein großer Weiher bei Walding, sie soll keinen Grund haben. Vor Zeiten fingen die Leute darin ein Meerfräulein und brachten sie in die Schwarzmühle hinab. Der Müller aber wußte nichts Rechtes mit ihr anzufangen und trug sie wieder zur Lacke zurück. Das Meerweib fürchtete, von den Ihren nicht mehr aufgenommen zu werden. "Geht es im Wasser rot aus, dann bringen sie mich um, geht es nicht rot auf, dann nehmen sie mich auf." Das Meerfräulein verschwand im Wasser, das rote Zeichen blieb aus.
Nach einer anderen Erzählung stieg das Meerfräulein selbst auf drei Tage aus dem Wasser, es fand aber nicht die Menschen, die es suchte und kehrte in die Lacke zurück.
26. Ein Meerfräulein kam aus dem Kolmastümpfl in das Schloß Weinberg und wurde freundlich aufgenommen. Obwohl es ihr verboten war, sagte sie manches Geheimnis aus. Auch sah sie den Teufel in der Kirche die Sünder aufschreiben. Als sie wieder Abschied nahm und in den Tümpel zurückkehrte, sagte sie, man solle nach 3 Tagen nachsehen, sei die Oberfläche rot, dann sei sie von ihren Gefährtinnen zerrissen worden. Als man nachsah, war das Wasser rot wie Blut. Das Meerfräulein hatte für sein Ausplaudern das Leben lassen müssen.
27. Othmar von Falkenstein brachte
sich als Gattin vom Rhein eine Wassernixe mit. Sie hatte sich ausbedungen,
sich zur Vollmondzeit ungestört zurückziehen zu können;
zu Falkenstein stand ihr dann der mächtige einsame Wasserturm zur
Verfügung. Einmal ließ sich aber der Falkensteiner durch Verleumdungen
betören und belauschte sie. Er sah sie als Nixe in die Fluten tauchen.
Die Nixe aber mußte von dannen und ward nie wieder gesehen.
Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 50 - 51