11. Von Hexen und von Zauberei.
4. Allerlei zauberkundiges Volk [231 - 289].
231. Die Kunst, sich unsichtbar zu machen, verstanden einst viele. Besonders die Wildschützen verschrieben sich oft dem Teufel, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu können, und entkamen durch das Unsichtbarmachen immer wieder dem Jäger. In der Mondseer Gegend lebte ein als Wildschütze berüchtigter alter Auszügler. Einst verfolgte ihn ein junger Jagdgehilfe, der Wildschütze war aber plötzlich vor ihm verschwunden, er hatte sich in einen frischen Fichtenstock verwandelt. Der Jäger setzte sich auf diesem Holzstock auf die Lauer und schnitt sogar seinen Rolltabak darauf. Hätte er das Messer in den Stock gestoßen, hätte er den Wilderer getroffen.
232. Ein Wilderer im unteren Mühlviertel wurde vom Förster auf frischer Tat ertappt und verwandelte sich in einen Baumstock. Der Förster wußte nicht, wohin der Wildschütz gekommen war und setzte sich auf den Stock, um seine Pfeife zu putzen und anzuzünden. Dabei stieß er nach alter Gewohnheit den Pfeifenstierer in den Stock, um ihn rein zu bekommen. Unverrichteter Dinge ging er dann nach einiger Zeit nach Haufe. Der Wilderer erzählte später, das Hineinstoßen des Stierers habe ihn sehr geschmerzt.
233. Ein Ebenseer Wilderer wurde von den Jägern hart verfolgt. Er verwandelte sich in einen Baumstock und die Jäger liefen ahnungslos an ihm vorbei. Zum Andenken an seine Rettung stiftete der Wilderer die Steinwendkapelle in der Kohlstatt.
234. Auch in Pfleg bei Grieskirchen verwandelte sich ein verfolgter Wilderer in einen Baumstrunk. Ahnungslos rastete auf diesem der Jäger und aß Brot und Speck zum Frühstück. Der Wilderer hatte eine Heidenangst, daß er dabei sein Messer in den Baumstrunk stecke.
235. Kalchgruber, der Bauernadvokat, konnte sich ebenfalls unsichtbar machen. In der Weiglmühle hörten einst seine Verfolger seine Uhr ticken, ihn selbst aber fanden sie nicht. Ein anderesmal verwandelte er sich vor ihnen in einen Baumstumpf. Ein Jäger rastete auf dem Strunk und stieß dabei den Pfeifenräumer ins Holz. Er fügte dadurch Kalchgruber eine Verletzung am Fuß zu.
236. Ein leidenschaftlicher Wildschütze goß sich in der Thomasnacht an einem abgelegenen Kreuzweg bei Henhart Freikugeln. Aus dem Bannkreis, den er gezogen hatte, suchte ihn der Teufel herauszulocken. Zuerst fuhr ein großer Heuwagen gegen den Kreis, dann unter furchtbarem Getöse ein Wagen mit feurigen Rappen und schließlich ein wilder Eber. Der Wildschütze ließ sich aber nicht stören und goß die Zauberkugeln fertig, den Kreis verließ er erst, als die erste Morgenglocke läutete. Der Wildschütze verfehlte nun kein Tier und konnte sich außerdem vor den Jägern unsichtbar machen. An einem Sonntagmorgen schoß er einmal einen Rehbock und begann ihn auf der Stelle auszuweiden. Da läutete eine ferne Kirche zur Wandlung. Der Wildschütze nahm den Hut ab und bekreuzte sich, da sprang der Bock auf und verschwand. Von der Stunde an ging der Wildschütze in sich, er vergrub seine Zauberkugeln im Walde und wurde ein frommer Mensch.
*237. Unfehlbare Kugeln kann man erlangen, wenn man in einer Rupertinacht auf den Schieferstein geht; um Mitternacht zeigt sich dort in dieser Nacht ein Zwanzigender, den muß man schießen, ihn sogleich aufbrechen und drei Kugeln ins Herz drücken, dann geht kein Schuß fehl. Von bösem Rat verleitet, wagte einst ein Jäger den Gang. Er sah zwar den weißen Hirschen, ehe er aber zum Schuß kam, lief ihn der Hirsch ungestüm an und stürzte ihn in die Tiefe. In der Felsbildung des Schiefersteines ist seither die Gestalt des versteinerten Jägers und seines Hundes zu sehen.
238. An den Abhängen des Kranabetsattels arbeitete ein Holzknecht, der unter seinen Kameraden als Zauberer galt. Um dem abendlichen Beten in der Holzstube zu entgehen, machte er täglich den weiten Weg nach Mühlbachberg heim. Kaum hatte er ein paar Tritte von seinem Arbeitsplatz weg gemacht, so verschwand er und ging schon im nächsten Augenblick seinem Hause am Mühlbachberg zu. "Då war koan Weg z'weit, då war ma a bål dahoam" sagen die Leute heute noch in Erinnerung an den Holzknecht. Eines Tages warfen die Holzknechte beim Mittagessen die Frage auf, ob einem gläubigen Hause geschadet werden könne. Der Zauberer wurde um seine Meinung angegangen: Sein Ausspruch lautete: "Einem gläubigen Haus kann der Teufel leicht schaden, einem ungläubigen aber schwer, weil er seinen Anhängern nichts Böses tun darf." Um es zu beweisen, schlug er seine Hacke in den Hackstock und legte seinen Hut unter den Hackenstiel. Sodann forderte er die Holzknechte auf, ein Bauernhaus zu nennen und eine bestimmte Kuh in dessen Stall. Es geschah und der Zauberer begann aus dem Hackenstiel Milch zu melken, daß der Hut bald voll war. Es war ein frommes Haus genannt worden, daher konnte ihm der Zauberer schaden. Als die Holzknechte als zweites Haus das eines ungläubigen Bauern nannten, mißlang der Versuch, der Zauberer konnte dem Bauern nicht an. Von da an fürchteten die Holzknechte ihren unheimlichen Kameraden und nannten ihn den "Zerrissenen". Nach einer anderen Fassung konnte der Zauberer nur Unfrommen an.
239. In der Franzosenzeit war der Wildschütze Hans Oraffer ein gefürchteter Zauberer. Erblickte er einen Jäger, zog er den Rock aus und schlug mit seinem Haselstecken, den er immer bei sich hatte, auf ihn, dazu sagte er geheimnisvolle Worte. Die Prügel trafen den Jäger. Der Oraffer verstand auch das Angfrern.
Oraffer fand im Grabe keine Ruhe, bis er vom Pfarrer Kogler von Ranariedl, dem berühmten Geisterbanner, erlöst wurde.
240. Ein Knecht in Gramastetten lebte mit einem anderen Knecht in Feindschaft. Eines Tages sah er den Gegner auf dem nachbarlichen Feld ackern und sagte: "Dem will ich den Buckel anfüllen!" Der Bauer suchte ihn zu beruhigen. Er solle doch nicht von der Arbeit weglaufen. "Das brauche ich nicht!" sagte der Knecht. Von einer Erle am Rain schnitt er eine Rute ab und hieb mit ihr in einen Ameisenhaufen. Bei jedem Hieb fuhr der andere Knecht zusammen und schrie laut auf, denn er traf ihn. Der Knecht soll mit dem Teufel im Bund gewesen sein.
*241. Daß die Flößer die Kunst des Fernprügelns verstehen, erfuhr einst der alte Nußbaumer in Steinhaus. Einmal rief er einen Flößer an, der über seine Wiese ging, und machte ihn aus. Der zog seinen Schamper aus und schlug auf ihn los. Die Hiebe aber bekam der Nußbaumer ab.
*242. Im achtzehnten Jahrhundert lebte in der Grünau der "wilde Jodl", ein Wildschütze, der mehr konnte als Birnen braten. Unter anderem besaß er Macht über das Feuer. Als er einst nicht daheim war, wollte man seine Hütte anzünden; das Holz, das man rundherum gelegt hatte, verbrannte, die Hütte aber blieb verschont. Als auf dem Salm ein Waldbrand schon vier Wochen tobte und sich noch weiter ausbreiten wollte, rief man den Jodl. Er verlangte, daß man keine weiteren Rettungsversuche mache und ihn ganz allein auf dem Berg lasse. Es geschah und in kurzer Zeit war das Feuer vorbei.
243. Während der Ellbogner in Kleinmünchen war, brannte es daheim in seinem Haus in Bergen. Er nahm auf die Nachricht hin einen Teller, schrieb etwas darauf und sagte: "Was brennt, soll brennen!" Er meinte damit, das Feuer solle nicht weitergreifen, und wirklich breitete es sich nicht weiter aus.
*244. In einem Mühlviertler Ort brach ein Brand aus, alle Hilfe war vergeblich. Da sprach ein Bauer auf Verlangen der Leute und mit Einwilligung des Pfarrers den Feuersegen. Er zog das Feuer nach sich an einen anderen Ort, wo es aus Mangel an Nahrung nicht mehr um sich greifen konnte und leicht gelöscht wurde.
*245. Nach der Meinung des Volkes besaßen die Zigeuner und Wurzengraber Macht über Feuer, Sturm und Wasser. Zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wurde in Obernberg der Würzengraber Hansel von Geinberg eingezogen. Zu Genossen hatte er lauter Leute, die sich von dunklen Künsten nährten: den Zigeuner Lorenz, die Zigeunerin Waldburga, den Wurzengraber Jackl.
*246. Als es einst in Mondsee brannte, setzten sich die Wurzenmänner mit kleinen Sechtern auf das Dach ihrer Hütte und blieben ruhig sitzen. Ihren Hütten geschah nichts, mehrere gemauerte Häuser aber konnten nicht gerettet werden.
*247. Ein Mühlviertler Bauer behielt Zigeuner über Nacht; zum Danke versprachen sie ihm, sein Haus werde nicht abbrennen. Sie machten Feuer auf der Tenne und sotten und brieten in Holzgefäßen,ohne daß diese Feuer fingen. Sogar einen Halm verbrannten sie aus einem Schaub Stroh, ohne daß es zu brennen anfing.
*248. In Regau brannte einst die Kirche ab, der brennende Turm stürzte in den Hof des benachbarten Bauernhauses, ohne daß ein Schaden entstand. Im Stadel hatten die Zigeuner, wenn sie in die Gegend kamen, ihr Quartier und hatten zum Danke das ganze Haus feuerfest gemacht.
*249. In Windischgarsten ist, wie eine Handschrift meldet, ein Kaufmannshaus beim Brande 1728 nicht abgebrannt, weil hier ehevor Zigeuner behalten wurden und zum Lohn versprochen hatten, das Haus nicht abbrennen zu lassen.
250. Im Gasthaus zum "Erzherzog Albrecht" in Windischgarsten fanden einmal Zigeuner Unterkunft. Zum Danke erklärte eine alte Zigeunerin, man solle den im Hause befindlichen Herd in Ehren halten, er beschütze das Haus vor Feuer. Von dem Tag an hieß der Herd Zigeunerherd. Ein späterer Besitzer spottete darüber und ließ den Herd abbrechen. Tags darauf brach im Hause Feuer aus; die Ursache kam nicht auf.
251. Eine Frau ging auf der Straße nach Hagenberg. Wo jetzt die Kapelle am Wirtsberg steht, begegnete ihr eine Zigeunerin und verlangte zehn Gulden. Die Frau hatte das Geld nicht, die Zigeunerin drohte ihr, in neun Tagen werde sie der Blitz treffen. Die Frau ging ruhig weiter, nach neun Tagen wurde sie aber an derselben Stelle von einem Gewitter überrascht und von einem Blitze getötet.
252. In Unterweißenbach weissagte eine Zigeunerin einem Ehepaar, ihr kleines Kind werde an seinem dritten Geburtstag von einem Pferd erschlagen werden. Die Alten hüteten nun ihr Kind ängstlich, am dritten Geburtstag durfte es überhaupt nicht aus der Stube. Da fiel ein Bild, das ein Pferd darstellte, von der Wand und erschlug das Kind.
*253. Als die Leute einmal in Steinerkirchen i. T. Har zettelten, kamen Zigeuner vorbei, lachten, jauchzten und klatschten in die Hände. Als man nach der Retz den Har heben wollte, kam plötzlich bei heiterem Himmel ein Sturm und entführte ihn. Das hatten die Zigeuner getan.
254. Früher zogen oft Gesellschaften von Ort zu Ort und zeigten ihre Künste. Das Pferd eines Zauberkünstlers stieg einmal über die Stiege eines Gasthauses in Naarn in den oberen Saal.
255. Solch eine wandernde Gesellschaft kam einst auch nach Naarn, unter ihr befand sich ein Mann, der den Leuten die verschiedensten Zauberkünste vormachte. Gerade stellte er einen großen schweren Wiesbaum auf das Kinn und hielt ihn im Gleichgewicht. Da fuhr ein Weib mit einem Radelbock voll Klee vorüber, unter dem ein Vierblattler war, ohne daß die Frau es wußte. Daher konnte sie alle Zauberkünste durchschauen. Lachend rief sie: "Der hat einen Strohhalm am Kinn." Jetzt sahen es auch die anderen und lachten den Zauberer aus. Der rief zornig: "Ihr steht ja alle im Wasser!" Der Mann hatte wirklich Wasser hergezaubert und die Frau mußte mit ihrem Radelbock durch das Wasser heimfahren.
*256. Anderswo führten einmal Seiltänzer ihre Künste vor. Einem Weibe aber hatte jemand heimlich einen vierblätterigen Klee in die Schuhe gelegt und erkannte nun das ganze Blendwerk. Die Tänzer gingen gar nicht auf dem Seil, der Wurstel hielt nicht einen Wiesbaum, sondern einen Strohhalm im Munde. Aus Rache taten es ihr die Tänzer an, sie hatte vermeintlich plötzlich im tiefen Wasser zu waten.
Nach einer anderen Erzählung war es ein Mädchen, das einen Korb auf dem Kopfe hatte, in dem sich ein vierblätteriger Klee befand.
257. Ein Zirkusmann zeigte seine Kunst in Gallspach. Er klammerte sich an eine aufrecht stehende Leiter. Um seine Schultern wurde ein Ledergurt mit Eisenhaken befestigt, ein Paar Pferde wurden angespannt, die ihn von der Leiter ziehen sollten. Er aber vermochte das Gespann anzubannen, so daß es ihn nicht wegbrachte. Ein Gallspacher, der sehr viel konnte, löste aber den Bann. Die Pferde brachten den Zirkusmann mit Leichtigkeit von der Leiter, dabei wurden ihm Arme und Schultern verrenkt, daß er zwanzig Wochen im Spital bleiben mußte. Als er lange nachher wieder in Grieskirchen auftrat, schlug er vorher ein Kreuz, er zitterte und bebte am ganzen Leib. Diesmal konnten ihn selbst die schweren Pferde des Welser Boten nicht wegbringen.
258. Hirten, Jäger und Viehschneider konnten sich durch gewisse Kräuter gegen Hiebe und Stiche festmachen, sie schützten sich durch Zauberbücher gegen Angriffe.
Die Zauberer hatten gewöhnlich einen Stab oder eine Zauberrute. Sie brauchten vielerlei Sachen: Menschenknochen, Friedhoferde, Schlangenaugen, besondere Kräuter und dergleichen.
Zauberer und Neusonntagskinder konnten auch Schätze feststellen.
259. Bei Scharnstein wurden Burschen in der Franzosenzeit von zwei Franzosen angehalten und gerieten mit ihnen in Streit. Ein Bursche, der mehr als andere konnte, nahm ein Zweiglein vom Weg und erschlug mit ihm den einen Franzosen, der andere lief davon. An der Stelle befindet sich heute eine Kapelle zwischen zwei Linden.
260. Der Ortmaier in Holzhausen konnte zaubern. Er hatte um sein Haus einen Teich, nur eine Brücke führte darüber ins Haus. Als die Franzosen kamen, wußte er durch einen Zauberspruch ihr Eindringen zu verhindern. Eines Tages aber kam eine Zigeunerin, oder wie es auch heißt eine Französin, und löste den Zauberspruch auf. Jetzt konnten die Franzosen ins Haus eindringen, schleppten Ortmaier zu einer Straßenkreuzung und erschossen ihn dort. Seine Nachkommen stellten ein Kreuz, das früher beim Haus stand, am Mordplatz auf. Es kehrte aber in der Nacht an seinen früheren Platz zurück.
261. Ein Bauer bei Scharten, der was konnte, zauberte beim Franzoseneinfall, als die Franzosen schon bei seinem Haus waren, ringsherum ebenfalls Wasser, so daß alle ertranken. Eine Zigeunerin kam in das Haus und bannte ihm den Zauber. Und als später die Franzosen abermals kamen, war er wehrlos. Sie banden ihn an den Schweif eines Pferdes und schleiften ihn zu Tode.
262. Ein Mann in Kirchstetten bei Oftering verstand die Kunst, den Pferden die Kraft zu nehmen. Als er einmal mit einigen seiner Freunde durch die Felder ging, liefen ihm deshalb mehrere Männer mit Hacken nach. Während seine Begleiter davonliefen, ging er ruhig weiter. Die Männer erreichten ihn und schlugen mit den Hacken nach ihm. Als er wieder zu seinen Freunden kam, hatte er aber keine Wunde an sich.
263. Beim alten Strobl in Außerungenach erhielten einst Zigeuner ein Nachtlager in der Scheune. Um den Bauer zu erschrecken, zündeten sie auf der Tenne ein großes Feuer an und kochten da ihr Nachtmahl. Der Bauer ging ruhig um eine "Reitern" und brachte in ihr Wasser in die Scheune mit den Worten: "Da bring ich euch Wasser, damit ihr das Feuer löscht, wenn ihr abgekocht habt." Da wußten die Zigeuner, daß er noch mehr könne als sie und schauten, daß sie weiterkamen. Dasselbe Stücklein wird von einem Bauern in St. Pantaleon erzählt.
Der alte Strobl soll auch ein Zauberbuch gehabt haben. Von einem Bauern in Hartberg, Pfarre St. Pantaleon, geht dieselbe Sage.
*264. Ein alter Mann in Eberstallzell konnte "Schlösser aufblasen". Er sagte einen Zauberspruch und blies in das Tür- oder Kastenschloß, bis es aufsprang. Den Spruch hielt er geheim.
*265. Ein Kaufmann hatte sein Geschäft mit wenig Geld angefangen, kam aber schnell zu Wohlhabenheit. Die Leute sagten von ihm: "Er hat seine Budel mit Lappen vom Kleide eines Erhängten abgewischt."
*266. Ein Wurzengraber verstand es, wenn er einkaufen ging, mit einem Geldstück alles Geld, das sich im Kaufladen befand, an sich zu bringen. Daher wollte ihm kein Krämer mehr etwas verkaufen.
267. Von der Maurer Liesel in Altmünster hieß es, daß sie aus einer vom Felde gestohlenen Garbe zwanzig andere machen konnte; obwohl sie kein Einkommen hatte, fütterte sie immer Schweine und hatte viel Geld.
268. Zwei Männer kamen zu einem Gasthaus, in dem eine lustige Hochzeit gehalten wurde. Der eine hatte einen Ring und sagte zum anderen: "Schau durch, wenn du die Tänzer sehen willst!" Der andere wollte aber nicht, da sah der Mann mit dem Ring selbst durch und sagte: "Ich sehe auf dem Tanzboden die Leute herumtanzen, aber jedem Paar springt auf der Achsel ein Teufel herum. Noch heute geschieht ein Unglück, weil die Leute so lustig sind." Am anderen Tage kam die Botschaft, daß sie den Bräutigam erstochen hatten.
269. Die Franzosen, die in den Franzosenkriegen ins Land kamen, hatten eine besondere Kunst, Schätze zu finden. Ein Bauer hatte seine Barschaft in einem Starhäusel versteckt, aber die Franzosen zogen ihren Weltspiegel hervor und fanden sogleich den Schatz.
270. Am Riedl bei St. Stephan im Mühlkreis lebte ein Weber mit seiner zahlreichen Familie in großer Not. Trotzdem nahm er in einer stürmischen Winternacht einen reisenden Handwerksburschen zu sich auf und teilte sein karges Abendbrot mit ihm. Zum Danke lehrte ihn der Bursche am nächsten Morgen verschiedene geheime Künste. Er durfte sie aber erst ausüben, als der Handwerksbursche gestorben war.
*271. In Wildenau versagte eine wohlhabende Frau einem Handwerksburschen die übliche kleine Gabe. "Du wirst an mich denken!" sagte der Bursche. Bald darauf war die Frau voll Läuse, kein Mittel half, doch verloren sie sich nach neun Tagen von selbst.
*272. Ebenso zauberte eine Zigeunerin einer Schneiderin, die ihr Milch verweigert hatte, rote Läuse an. Die Nachbarin befreite sie dadurch, daß sie drei von diesen Läusen in einen Federkiel verschloß und ihn dann ins Feuer warf. Da verschwanden die anderen Läuse von selbst.
*273. Ein Meister schickte seinen Lehrbuben mit einer Mitteilung zu einem Holzmacher. Der aber war über die Botschaft böse und tat es dem Jungen an. Als der Bub heimkam, strotzte er von Läusen. Der Meister ließ ihn dreimal das Hemd wechseln, gab dann drei Läuse in einen Federkiel und hing ihn in den Rauchfang. Da verschwanden die Läuse.
*274. Der Linzer Bote kam einmal ins Kremsmünsterer Haus in Linz, sein Schnappsack war voll roter Läuse, die ihm jemand angehext hatte. Er vergrub den Sack unter den Mist.
*275. Einem alten Weiblein in Ranshofen hexte eine böse Nachbarin die Krätze an, indem sie den Namen des Weibleins auf einen Zettel schrieb und diesen in einem Glasröhrl in einen Ameisenhaufen vergrub.
276. Ein Leinenhändler aus Traberg kam mit seiner Ware durch das untere Mühlviertel. Andere sagen, es war ein Arbeiter aus Oberneukirchen, der zur Weinlese nach Niederösterreich wanderte. Er übernachtete in einem Bauernhaus in Lasberg und hatte einen verdächtigen Stock bei sich, in dem geheimnisvolle Zeichen eingeschnitten waren. Als er am nächsten Tag schon wieder weitergewandert war, wurde in diesem Bauernhaus eingebrochen. Der Verdacht fiel auf den Mann und er wurde gefangen genommen, obwohl er seine Abwesenheit nachweisen konnte. Als man bei ihm auch noch eine Alraunenwurzel fand, verstärkte sich der Verdacht. Man setzte ihn hinter Schloß und Riegel und gab ihm in die Speisen geweihtes Salz, damit ihn der Teufel nicht entführen könne. Beim peinlichen Verhör gestand der Mann, daß ihn der Böse als schwarzen Ziegenbock nach Lasberg gebracht hatte, damit er den Diebstahl verüben könnte. Das Urteil wurde gesprochen und der Mann verbrannt.
277. Der Glaserer Lippl in Gallspach war ein recht merkwürdiger Mann. Er war verwegen und gewohnt, bei der Arbeit zu fluchen. Einst tat er es wieder bei der Arbeit im Hochhölzl. Im ganzen Holz begann ein furchtbares Sausen, während außerhalb des Hochholzes sich kein Wind rührte. Lippl blieb aber gelassen und sagte: "Fahr, Teufel, Fahr! Er soll nur fahren, bis es ihm zu dumm wird." Der Spuk dauerte bis Mitternacht, dann wurde es ganz stille.
*278. In Freistadt nahmen einst die Ratten und Mäuse so überhand, daß man keinen Rat wußte. Ein "Halter" trug sich an, das Geschmeiß zu vertreiben. Er stellte sich auf den Hauptplatz und blies in ein Horn. Aus Kellerfenstern und Mauerlöchern kamen die Ratten und Mäuse herzugelaufen. Als genug beisammen waren, verließ er blasend die Stadt, das Ungeziefer folgte ihm. Er führte den Zug vor die Stadt zum Teich und watete hinein, so weit er konnte, die Tiere schwammen ihm nach. Endlich hörte er auf zu blasen, die Ratten und Mäuse ertranken alle.
279. Als Ischl einmal arg von Ratten geplagt war, erbot sich ein wandernder Handwerksbursche gegen Belohnung, die Ratten zu vertreiben. Mit seinem Stocke machte er geheimnisvolle Bewegungen, da kamen die Ratten scharenweise aus ihrem Versteck hervor, der Bursche bestieg eine Plätte, die Ratten schwammen ihm nach. Bei Ebensee sprangen sie ans Ufer. Seither hatten die Ischler Ruhe.
280. Einem Bauer am Attersee wurde jede Nacht das Vieh ledig. Er konnte sich nicht mehr helfen und wandte sich an ein altes Weib in Aich bei Nußdorf, die eine Wahrsagerin war. Sie sagte ihm, wenn es zwölf Uhr läute, werde die Person, die das Vieh loslasse, zum Fenster neben dem Brunnen hereinschauen. Es war die Magd des Hauses.
281. In Auholz bei Grieskirchen lebte ein Anbraucher namens Amesberger. Bei der Holzarbeit hatte sich ein Bauer die große Zehe entzweigehackt, die Wunde ließ sich nicht stillen. Amesberger kam gerade daher, murmelte einen Spruch und fuhr mit dem Daumen über die Wunde. Sogleich hörte sie zu bluten auf und der Bauer konnte wieder in den Stiefel schlüpfen. Als er ihn abends wieder auszog, war keine Spur von Blut mehr zu bemerken. Einer Frau wendete der Mann das Zahnweh, das spurlos verschwand.
282. Der Spanner Peter auf der Heid bei Haslach war ein weit bekannter Wender. Seine Kunst hatte er nach der Meinung der einen von Zigeunern, nach der Behauptung der anderen vom Teufel, der ihm nachts immer mitteilte, wer am nächsten Tag zu ihm kommen werde und was ihm fehle.
283. Ein Kraner hatte Steckerl mit merkwürdigen Zeichen bei sich, sie verhinderten, daß ihm etwas gestohlen wurde. Bei einem Kirchtag ging er einmal in die Kirche und ließ seine Tasche mit einem solchen Steckerl heraußen liegen. Als er zurückkam, hatte zwar einer die Tasche genommen, konnte aber nicht von der Stelle. Er war angebunden.
Einmal kam er nach Steinhaus und sah in einem Bauernhof ein Pferd, das eine Geschwulst am Fuß hatte. Alle Mittel dagegen waren fruchtlos. Der Kraner stieg von der Gret in den tiefen Hof hinab, schnitt ein Fleckerl aus dem Rasen, wobei er einige Worte murmelte, dann legte er das Fleckerl umgekehrt auf die Wiese. Ein paar Tage drauf war die Geschwulst verschwunden.
284. Ein Rauchfangkehrer zu Schwertberg stand im Ruf, geheime Künste zu verstehen. Zu ihm kamen die Leute um Hilfe gegen Teufels- und Hexenwerk. Als einmal in einem Bauernhause in Niederleiten das Vieh im Stalle keine Nacht zu beruhigen war und kein Kalb aufkam, ging der Bauer zum Rauchfangkehrer. Der fragte sogleich, ob er in letzter Zeit einen neuen Grund gekauft habe. Auf die Bejahung erwiderte er: "Da haben wirs, der Neid ist schuld!'“ Er gab dem Bauer einen Brief, den solle er uneröffnet über den Heustock tragen und dann im Herde verbrennen. Ebenso solle er bei der Heuernte von jedem Fachtl von der gekauften Wiese ein Büschel im Herde verbrennen. Der Bauer tat es und das Mittel half.
285. Der Hochfeldbauer in Strobl konnte mehr als andere Leute. Einst ließ er Zigeuner in einer Scheune übernachten. Als sie fragten, wo sie Feuer anmachen konnten, sagte er: "In der Scheune!" Und als sie meinten, diese sei feuergefährlich, sagte er: "Macht nichts!" Sie taten es und obwohl daneben trockenes Heu lag, fing es nicht Feuer. Als die Zigeuner um Wasser fragten, brachte es ihnen der Bauer in einer Reiter, ohne daß ein Tropfen durch das Sieb sickerte. Einmal wollte ein als ränkesüchtig bekannter Fuhrknecht dem Hochfeldbauern etwas antun und zog vom Wagen des Bauern einen Achsennagel heraus, damit es einen Unfall gebe. Der Bauer merkte es aber am Morgen, nahm das Rad ab, zählte an den Speichen nach vorne und rückwärts und schlug mit einer Hacke eine Speiche durch. Um dieselbe Zeit verunglückte der böse Knecht. Infolge eines Speichenbruches stürzte sein Wagen, der Knecht brach sich beide Füße.
An einem Wochentag einmal verlangte der Hochfeldbauer von der Bäuerin, sie solle für die Kasträger einen Schmarrn machen. Obwohl sie sagte, heute kämen ja keine von der Alm, gab er nicht nach. Und richtig, kaum war die Bäuerin fertig, kamen die Kasträger zur Tür herein. Sie hatten den Käse in der Nacht auf der Alm gestohlen, der Bauer aber hatte sie gebannt. Wortlos legten sie ihre Bürde, ab, aßen auf Geheiß des Bauern, von einer unsichtbaren Macht gezwungen, ein paar Bissen und schlichen dann davon.
*286. Der Teufl Hansl in Geretsberg war ein Hexenmeister. Er konnte Unglück im Stalle abwenden, wenn das Vieh verhext war oder die Butter sich nicht rühren ließ. Auch als einmal in einem Bauernhaus rote Läuse angezaubert waren, vertrieb er sie. Wenn er zu einem Kranken gerufen wurde, hatte er eine Messingkugel bei sich und es war, als ob er in ihr die Krankheit sähe.
*287. Der alte Hansrieder, ein Bauer auf einem einsamen Gehöft bei Feldkirchen i. I., hatte Zauberbücher und kannte geheime Künste. In der Mettennacht stand er alle Jahre an der Kreuzung zweier Totenwege im Kreis und erfuhr vom Teufel die Ereignisse des neuen Jahres. Er verstand das Anbannen. Einmal ließ er absichtlich die Haustür offen und versteckte sich. Richtig kamen Diebe. Er wartete, bis sie in der Stube waren, dann zeigte er sich und lud sie zum Sitzen ein. Als er dann Most brachte, konnten sie sich nicht rühren, er hatte sie angebannt. Bevor er sie losließ, wusch er ihnen die berußten Gesichter und wußte nun, wer sie waren. Ebenso bannte er einst Diebe, die den Hof verlassen glaubten und Getreide wegführten, samt den Wagen fest. Einmal entdeckte die Magd am Morgen einen Dieb auf dem Apfelbaum und meldete es dem Hansrieder, er kümmerte sich nicht weiter darum, ließ aber den Dieb bis neun Uhr festsitzen. Ein andermal wurde ihm ein Ochse gestohlen und im nahen Wald angebunden. Hansrieder rief ihn beim Namen, der Ochs riß das Bäumchen um und kam heim. Eine junge Dirn, die zum Hansrieder gesagt hatte: "Kannst e nix!" bannte er bei der Heuarbeit fest. Einmal kamen auch Zigeuner und machten auf der Tenne zwischen den Ösen Feuer, ohne daß es das Stroh ringsum erfaßte. "Kunt åba dert brinnat wern!" meinte Hansrieder und trug in einer Reiter Wasser herbei. Da sahen die Zigeuner, daß er mehr konnte als sie und machten sich davon.
Einmal kamen Dienstboten über ein Zauberbuch Hansrieders, ohne es zu erkennen, und lasen darin, da füllte sich die Stube mit Mäusen. Wie der Bauer in die Stube trat, las er sogleich das Buch zurück und die Mäuse verschwanden. Der Hansrieder war sehr reich, mauerte aber seine Schätze im Hause ein. Sein Sohn stieß zwar einmal auf die Kiste, es gelang ihm aber nicht, sie zu bergen. Auch sonst konnte der Hansrieder allerlei. Einer Frau, der eine Halskette gestohlen worden war, versprach er, sie wieder zu bringen, wenn sie die Kette nicht über Wasser getragen hätten. Nach ein paar Tagen war die Halskette wirklich da.
Nahe dem Bauernhaus steht eine 1759 eingeweihte Kapelle. Wahrend des Baues war fortwährend eine Kröte neben oder, wie es auch heißt, im Werkzeugkorb des Zimmermannes und ließ sich nicht wegbringen. Erst als die Kapelle eingeweiht wurde, verschwand die Kröte.
In alten Tagen soll der Hansrieder die Schwarzkünste aufgegeben haben. Die Dirne mußte die Bücher verbrennen, sie flogen ihr aber wieder brennend ins Gesicht zurück, erst als er sie selbst ins Feuer warf, verbrannten sie.
288. Der alte Klammbauer in Riedl bei Kirchschlag kannte geheime Künste. Einmal wurden ihm drei Ferkel gestohlen. Er tat aber ganz gleichgiltig. Nach einiger Zeit befahl er, für das Saustechen Wasser zu sieden und befahl den Knechten, aus dem Stall die Schweine zu holen. Die Knechte waren verwundert, da sie ja wußten, daß der Stall leer war. Als sie aber hinkamen, waren drei fette Schweine darinnen. Der Bauer hatte gewartet, bis die Diebe die Schweine fettgefüttert hatten und sie dann erst gezwungen, sie zurückzubringen. Denn er verstand sich auf das "Bringenlassen". Auch das "Wetterkehren" verstand er. Als sie einst beim Heueinführen waren, stieg ein schweres Wetter auf und der Knecht hatte schon Sorge. Der Bauer aber steckte sein Messer in die Wiese, die Schneide der Richtung des Wetters zugekehrt. Ringsum ging das Wetter los, der Knecht brachte aber das Heu trocken heim. Bei der letzten Fuhr befahl der Bauer dem Knecht, das Messer aus der Wiese zu ziehen. Kaum war dies geschehen, regnete es auch auf dem Grunde des Klammbauern.
Über sein Zauberbuch kam einmal ein Hirtenjunge und bekam die Stube voll Krähen, gerade kam aber der Bauer heim, las die Beschwörungen zurück und die Krähen verschwanden.
289. Vor langer Zeit hatte ein Besitzer der Saumühle in Kollerschlag um sein Haus einen Kreis gezogen, in dem er jeden, der hineintrat, beliebig bannen konnte. Einen Bauernburschen ertappte er beim Fensterln und bannte ihn fest, so daß er zum Gespött der Vorbeikommenden bis zum Vormittag auf der Leiter stehen mußte. Einmal brachen in einer Snmstagnacht Diebe ein. Der Müller ließ sie gewähren und bannte sie erst fest, als sie mit Beute beladen schon aus dem Hause waren, und ließ sie bis zum Morgen stehen, so daß sie von den Kirchgängern gesehen wurden.
Seine Künste führte der Saumüller mit Hilfe eines Schwarzbuches aus. Als er einmal zur Mette gegangen war, kam der Müllerjunge über das Buch und las darin. Plötzlich hatte er schwarze Vögel um sich und konnte sich nicht helfen. Der Müller fühlte aber in der Kirche eine innere Unruhe, eilte vor Schluß des Gottesdienstes heim und las das Buch, soweit der Junge gekommen war, wieder zurück.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 198 - 208
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, März 2006.
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