DER SPITZNAME KARPFENTRÄNKER

I. Wenn es an der Tafel besonders hoch hergehen sollte, dann ließen die Linzer Stadtväter aus den großen böhmischen Teichen Prachtstücke von Karpfen kommen. So wurden 1521 acht Faß Fische zur Hochzeit Ferdinands von Spanien mit Anna von Ungarn aus Südböhmen zu Wagen nach Linz geführt. Um diesen Fischen den unangenehmen Beigeschmack des „Lettelns" zu nehmen, setzte man sie eine Zeitlang im geräumigen, an der Stadtmühle hängenden Kalter des Magistrates ein.

II. Als nun Kaiser Leopold I. um 1700 wieder einmal in seiner allzeit getreuen Stadt Linz weilte, hatte der hohe Rat der Stadt auserlesene Karpfen aus Böhmen kommen und im Fischkalter der Stadt einsetzen lassen. Unglücklicherweise hatte der Behälter aber solche Löcher, daß alle Fische das Weite suchten und fanden. Dem Kaiser gegenüber entschuldigten sich die tödlich verlegenen Ratsherren, sie hätten Seine Majestät mit den besten Fischen bedienen wollen, aber leider seien die über Nacht ertrunken.


Quelle I: Oberdonau-Zeitung, Linz, 1944, 7. 3.
Quelle II: Gugitz Gustav, J. S. Valentin Popowitsch und seine Beiträge zur oö. Volkskunde. Heimatgaue, 1937, 18, S. 97.


aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.