DER SCHLIERBACHER KLOSTERSCHATZ

Bei drohender Kriegsgefahr entschloß sich der Prälat von Schlierbach einst, den gesamten Schatz des Stiftes in Linz einzumauern. Um das Geheimnis des Ortes zu wahren, ließ er den Handwerksleuten die Augen verbinden und geleitete sie selber an Ort und Stelle; führte sie ebenso auch wieder zurück. Die Maurer wußten also nicht, wo sie den Klosterschatz verbargen.

Nach vielen Jahren weilte der Herr Prälat wieder einmal in Linz. Da erkrankte er schwer und fühlte sein Ende nahen. Er befahl, ihm eilig jene Handwerker zu holen, die einst den Stiftsschatz eingemauert hatten. Er wollte ihnen nun die Stelle bekanntgeben, damit das Vermögen des Hauses gehoben werden könne. Man beeilte sich, die Maurer stellig zu machen; der Kirchenfürst verschied aber noch vor ihrer Ankunft. So blieb der Schatz bis heute verschollen.


Quelle: Baumgarten Amand P., Der Prälat in Schlierbach läßt den Klosterschatz einmauern. 24. Bericht über das Museum Francisco-Carolinum. Linz, 1864, S. 136.
Depiny Adalbert, Oberösterreichisches Sagenbuch. Linz, 1932. S. 406, Nr. 286

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.