DAS MARIENBILD IN DER LEHERBAUERNKAPELLE
An der Ecke der heutigen Dinghofer- und Goethestraße stand, als sich dort noch die Felder der beiden großen Leherbauernhöfe breiteten, die Leherbauernkapelle. Ihr Glöcklein rief zu Mittag und am Abend zum Gebet, und im Mai versammelten sich die Besitzer der beiden stattlichen Vierkanthöfe mit ihrem Gesinde dort zur abendlichen Andacht. 1898 wurde die Leherbauernkapelle im Zuge eines Straßenbaues als Verkehrshindernis abgebrochen.
In dem kleinen, 1832 erbauten Gotteshaus hing ein 75 mal 50 cm im Geviert messendes, auf Eisen gemaltes, in Gold gerahmtes Mirakelbild, das Maria mit dem Jesuskind zeigte. Die Leute erzählten, ruchlose Frevlerhände hätten einst dieses allgemein verehrte Andachtsbild mit Steinen beworfen, es aber allen Anstrengungen zum Trotz nicht treffen können. Die Würfe gingen entweder in die Mauer daneben oder wichen gar im Bogen dem Gnadenbilde aus. Das Innere der Kapelle bot ringsum einen Greuel der Verwüstung; nur das Bild der Gottesmutter mit dem Kinde blieb unversehrt.
Quelle: Gebhart J., Die Heiligensage in Österreich.
Wien, 1866, 2. Auflage.
Ber(linger) Rudolf, Streifzüge durch die Linzer Neustadt. Linzer
Volksblatt. 1930, 44, 22. 2.
Depiny Adalbert, Oberösterreichisches Sagenbuch. Linz, 1932. S. 343,
Nr. 169
aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in:
Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4,
S. 27 - 74.