WIE DAS PRUNERSTIFT ENTSTAND
Der schwerreiche Handelsherr Johann Adam Pruner, Bürgermeister von Linz und 1698 bis 1734 Besitzer des Hauses Hauptplatz Nr. 15, war nicht nur ein weitblickender Kaufmann, sondern auch ein frommer Christ. Er nahm sich den Spruch zu Herzen, den sein Vater 1681 im Hausflur auf einer Marmortafel anbringen ließ:
Wür Engl all im Himmelreich
Verwundern Unß ob dem Erdenreich
Daß die Leuth Bauen Heuser Vest
Und seindt darin nur Fremdte Geßt
Und wo Sye sollten Ewig sein
Da Bauen Sye gar wenig drein.
Daher errichtete er an der Stelle des alten Edelsitzes Eggereck das nach ihm benannte Prunerstift als Heim für 27 Bürgerwaisen, 27 ledige männliche und 27 ledige weibliche Arme der Stadt Linz. Die Sage begründet diesen Entschluß und die ungewohnte Zahl der Stiftungsplätze in sehr überzeugender Weise wie folgt:
Im 68. Lebensjahre hatte Johann Adam Pruner einen Traum. Er befand sich auf seinem im Mittelmeer durch schwere Stürme zum Wrack geschlagenen Schiff in höchster Seenot. Da gelobte er, den gesamten Wert der Schiffsladung zu einer Gott wohlgefälligen und seiner Vaterstadt Linz Segen bringenden Stiftung als Dankopfer darzubringen, falls Mannschaft wie Ladung gerettet würden. Als er in Schweiß gebadet aufwachte, bestätigte er sofort schriftlich diesen Entschluß mit Brief und Siegel, denn er hatte wirklich ein Schiff auf hoher See und schon lange keine Nachricht mehr von ihm. 27 Tage nach dem Traum traf die frohe Botschaft in Linz ein, das Schiff sei nach schwerer Sturmfahrt, reich beladen und unbeschädigt, glücklich in den Hafen von Triest eingelaufen. Sofort schritt Pruner an den Bau des gelobten Heimes und begabte es außerdem mit einem Kapital von 158.000 Gulden in bar.
Quelle: Depiny Adalbert, Oberösterreichisches
Sagenbuch. Linz, 1932. S. 337, Nr. 133
(Pillwein Benedikt), Erzählungen und Volkssagen aus den Tagen der
Vorzeit. . . Linz, 1834., S. 23
Pillwein Benedikt, Beschreibung der Provincialhauptstadt Linz. Linz, 1824.,
S. 259
aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische
Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.