SPUK BEIM TRUTZBAUER

Als 1626 die oberösterreichischen Bauern unter Stefan Fadinger Linz belagerten, wurde der „Trutzbauer", das am schwächsten Punkt der Schloßbefestigung gegen Westen vorgeschobene Werk, am heftigsten umkämpft. Immer und immer wieder versuchten, allen Verlusten zum Trotz, die Bauern, in verzweifelter Verbissenheit dort durchzubrechen. Die Sage bewahrt die Erinnerung an dieses schwere Ringen in Form der folgenden Spukgeschichten.

I. Im Jahre 1618 ließ sich ein Mönch, den eigenen Kopf unter dem Arme tragend, auf der Schanze, Trutzbauer genannt, zu öfters sehen, erschreckte die Wachen, ja spielte ihnen gar übel mit. Diese Erscheinung wurde später als Anzeichen des im gleichen Jahre beginnenden Dreißigjährigen Krieges gedeutet.

II. Im Jahre 1620 - nach anderer Überlieferung 1627 - erschienen nicht bloß beim Trutzbauer, sondern auch an anderen Wehrbauten des Linzer Schlosses viele Bauern ohne Kopf. Sie ließen sich nicht bloß in der nächtlichen Geisterstunde, sondern auch am hellichten Tage sehen, stritten erbittert miteinander und waren mit einem Schlage wieder verschwunden. Das wurde allgemein als Hinweis auf die Belagerung von Linz durch die Bauern im Jahre 1626 angesehen.


Quelle I: Austria-Kalender, Wien, 1849, Wunder und Zeichen, 1620-1630, S. 21.
Quelle II: Commenda Hans, Volkskunde der Stadt Linz an der Donau. Linz, 1958, Bd. I, S. 296

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.