VON DER WILDEN JAGD

Nächtliche Umzüge geisterhafter Wesen waren auch im alten Linz bekannt und Gegenstand so mancher Gespenstergeschichte beim Zusammensein an den langen, dunklen Winterabenden. So zog das Totenheer der „Wilden Jagd" mit Johlen und Jaulen, mit Sausen und Brausen in stürmischen Herbst- und Frühlingsnächten durch die Auen des Donaustromes. Der alte Hoffmann, geboren 1828 in Linz, hat dies einst selber in den Linzer Auen erlebt. Auch gar mancher Arbeiter der Schiffswerft, gar mancher Knecht der Aubauern hat es da kommen hören und sich schnell flach, das Gesicht zum Boden gewendet, die Arme und Beine gekreuzt, auf die Erde niedergeworfen, um nicht mitgenommen zu werden. Erst vor 100 Jahren gelang es dem Papst, das Wilde Heer auf 1000 Jahre zu bannen; seither läßt es sich nimmer sehen.


Quelle: Depiny Adalbert, Oberösterreichisches Sagenbuch. Linz, 1932. S. 12, Nr. 70, S. 19, Nr. 117
Karnig K., Unbekannte Sagen aus dem alten Linz. Linzer Tages-Post. 1941, 209, 5. 9.

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.