DER WASSERGEIST VON HEILHAM

Das einstige Fischerhaus und spätere Rauchbauerngut Heilham Nr. 4 lag früher an der Donau und war lange Jahre im Besitze des Fischers und Schiffmannes Anton Schlecht. Der begegnete öfters dem „Rauhmann", wie der Donaugeist in Heilham genannt wurde. Bei einer solchen Gelegenheit bat der Wassermann den Fischer einmal, ihm einige soeben gefangene Fische wieder ins Wasser zu werfen. Schlecht willfahrte sofort dem Ersuchen. Dafür sollte sich Rauhmann in seltsamer Art erkenntlich zeigen.

Wenn im Frühjahr die letzten Eisschollen, genannt „Boarische Krapfen", den Strom hinabgeschwommen waren, dann zog der Schiffmann Schlecht mit einem Gegenzug die Donau stromauf und mit der Naufahrt wieder hinab den Sommer lang und kehrte meist erst im Herbst in sein Heilhamer Haus zurück. Durch einen bösen Traum geängstigt, beschwor ihn einmal im Frühjahr sein Eheweib, doch dieses Jahr daheim zu bleiben. „Hab nur keine Angst, Weib!", lachte der Schiffmann, „ich komme bestimmt wieder, tot oder lebendig!". Dann brach er auf. Einige Wochen später traf ihn beim Ausspannen der Zugpferde ein schnellendes Seil so unglücklich, daß er in den Strom stürzte und ertrank. Seltsamerweise trugen ihn die Wellen neben seinem eigenen Garten ans Ufer. So konnte er ein christliches Begräbnis erhalten. Allgemein nahm man an, daß der Wassergeist Rauhmann sich auf diese Weise für die Erfüllung seiner einstigen Bitte erkenntlich zeigte.


Quelle: Pfann Rudolf, Urfahrer Stadtrandsagen, Der Mühlviertler, 1949, 36, S. 7.

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.