DIE WASSERJUNGFRAU

Beim „Fischer im Gries", einem alten, längst verschwundenen Bauernhaus, das in der Nähe des heutigen Werfthafens lag, war so manches Jahr in mondhellen Nächten der herrliche Gesang einer Wasserjungfrau zu hören. Andächtig lauschten die Leute, und niemand versuchte, die Sängerin zu stören.

Ein paar fürwitzigen Burschen gelang es einmal, das elbische Wesen in Gestalt eines wunderschönen Mädchens zu fangen. Die Wasserjungfrau bat erst inständig unter heißen Tränen um ihre Freiheit. Als dies nichts nützte, drohte sie dem Hof und seinen Insassen so fürchterliches Unheil an, falls sie weiter ihrer Freiheit beraubt bliebe, daß man es nicht mehr wagte, sie festzuhalten. Von da ab sah und hörte man nichts mehr von ihr.


Quelle: Karnig K., Unbekannte Sagen aus dem alten Linz. Linzer Tages-Post. 1941, 209, 5. 9.

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.