Sagen aus dem Mondseeland
Die romantische Landschaft um Mondsee in ihrem reichen Wechsel von anmutigen Wiesen und Feldern, düstereinsamen Bergwäldern, Wasser, Fels und ragenden Gipfeln, vor allem aber die bewegte Geschichte der Gegend, bot Anlaß zur Bildung zahlreicher wundersamer Geschichten.
Kreuzstein am Südende des Mondsees
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SAGEN.at Nr. 02170
Die Sage von der versunkenen Burg sei als erste erwähnt: Auf einer unterseeischen Schwelle, dem "Leidingerhügel" (vom Markt her gesehen steigt der Seeboden in seinem ersten Drittel stark an, um dann in bedeutende Tiefe abzusinken), sind bei klarem Wasser die Zinnen einer Burg und die Spitze eines Kirchturmes zu erkennen. Beide Bauwerke, ja eine blühende Landschaft ringsum, sind vor Zeiten zur Strafe für die Sündhaftigkeit ihrer Bewohner in den Fluten versunken.
Das im Maria-Hilf-Kirchlein befindliche Gnadenbild der Gottesmutter soll erstmals von einem Kind am Grund eines Hausbrunnen gesehen worden sein. Herbeigerufene Ortsbewohner haben es wunderbarerweise völlig trocken geborgen und in die nahegelegene Wohnung des Bauers Franz Göbl gebracht. Von dort aber verschwand er, mehrmals auf unerklärliche Art, wurde immer wieder im Kirchlein am Berge aufgefunden und schließlich dort für dauernd geborgen. Das Bildnis trägt die Jahreszahl 1678.
Einmal im Jahr kommen auch die Untersbergmännlein vom Zauberberg bei Salzburg her gezogen und halten im Hilfbergkirchlein eine ihrer geheimnisvollen Messen ab. Vom Hilfberg soll außerdem ein unterirdischer Gang zur alten Abtei (dem heutigen Schloß) führen, in dem sich, alten Erzählungen nach, zur Zeit der Bauernkriege versteckte reiche Klosterschätze befinden sollen. Doch weiß kein Mensch mehr den Zugang zu diesem längst verschütteten Geheimgang. Im Geisterzimmer des alten Stiftes, über der ehemaligen Benediktuskapelle mit der Mönchsgruft, geht es zur mitternächtlichen Stunde so gewaltig um, daß keiner es wagt, diesen unheimlichen Raum auch nur zu betreten.
In der Umgebung von Mondsee aber reitet in den Rauhnächten zur Zeit der Wintersonnenwende die "Wilde Jagd" durch die Lüfte. Der Name Höllkar ist vielleicht uralt mythologischen Ursprungs und hängt mit Hei, der germanischen Göttin der Unterwelt, zusammen. -
Manch andere Sage im Mondseeland befaßt sich mit der Erklärung seltsamer Fels- und Berggestalten:
In einer großen Höhle der Drachenwand, im sagenhaften "Nixloch" nächst der sogenannten Roitbauernlahn, liegt ein unermeßlicher Schatz verborgen, der von Geister Jungfrauen - den Nixen - behütet wird.
Eine andere Mär erzählt vom "Drachenloch", dem bekannten Felsdurchbruch im Kammverlauf der Drachenwand - wie einst der Teufel höchstpersönlich mitsamt einer Pfarrersköchin, die trotz des strengen Fastentages an einer Tanzunterhaltung teilgenommen hatte, gegen die steile Wand und durch diese hindurch gefahren sei. Das Haus an der alten Straße Mondsee - Thalgau, in dem die sündhafte Unterhaltung stattfand, trägt heute noch den Namen "Teufelmühle".
Von Mondsee aus ist in der Drachenwand auch die "Betende Jungfrau" zu erkennen.
In den Saugräben nächst Plomberg und am Schober rieseln Goldbrünnlein, und so manche Sage erzählt von Schätzen in der einsamen Ruine Wartenfels. Am Mondsee, aber auch am Wolfgangsee schweben Buchenmännlein oder "Puchln" über den See, doch ist von ihnen nur ein ausgestreckter Arm zu erkennen: die Geisterhand trägt eine brennende "Buchl", eine kleine Fackel aus Buchenholz.
Manchmal zeigt sich auch der Teufel als Fischer. In Gestalt eines ungewöhnlich großen, kohlschwarz gekleideten Mannes gleitet er mit einem Einbaum, der nur eine Wand hat und trotzdem nicht untergeht, über den See.
Eigenartig ist die Sage von den versteinerten Brotlaiben: Einst buk eine Bäuerin nächst Loibichl am Mondsee am höchsten Festtag des Landes Oberösterreich, dem Leopolditag, Brot und setzte ihre gotteslästerliche Arbeit selbst dann noch fort, als ihr die Nachbarin erschrocken Einhalt gebot. Als die Bäuerin dann den Backofen öffnete, waren zur Strafe alle Brotlaibe in Stein verwandelt! Dies soll sich um 1603 zugetragen haben. Einer dieser steinernen Brotlaibe ist noch heute in Salzburg zu sehen: er hängt an einer eisernen Kette rechts im Eingang der Kirche zu St. Peter.
Viele Legenden, die jedoch zumeist ins Aberseegebiet hinüberspielen, gibt es über den heiligen Wolfgang.
Quelle: Das schöne Mondseeland, Ein Reise- und Erinnerungsbüchlein, Josef Brettenthaler, Salzburg 1964, S. 27 - 30.