SAGEN IM BEZIRK VÖCKLABRUCK

Sr. Stefanie Kendler

Im Bezirk Vöcklabruck findet sich ein reicher Sagenschatz, teils als Sondergut, größtenteils jedoch mit analogen Sagenkernen zu Erzählungen aus anderen Gegenden, aber in neue Zusammenhänge gestellt. Hier wurde eine Auswahl der Sagen des Bezirkes in der Form von Erzählkernen versucht.

850 Jahre Vöcklabruck
Briefmarke: 850 Jahre Vöcklabruck, 1984
S 4,50
Sammlung Wolfgang Morscher

I. Riesen - Bergfräulein - Nixen - Zwerge

Drei Riesen schafften das Baumaterial für das Schloß Wolfsegg herbei. Riesen wehrten sich mit Erfolg, als in ihrer Behausung, dem Burgstall bei Zell am Pettenfirst, die Steine für den Kirchenbau in Zell gebrochen wurden. Zwei Riesenmädchen vom Hongar bekamen trotz ihrer Schönheit keinen Gemahl, weil sie keine Widerrede duldeten.
Bergfräulein trockneten ihre schneeweiße Wäsche auf den Bramhosenwiesen bei Steinbach am Attersee; an der Mündung des Weißenbaches tanzten sie gerne.
In der Nähe von Ampflwang verliebte sich ein Bauer in eine Bergfrau. Seine Gattin überraschte die beiden, verzieh ihm aber. Deshalb verschonte ihn auch die wilde Frau vor dem Tod und schenkte dem Ehepaar einen Schuh voll Gold.
Quer durch die Drachenwand bei St. Lorenz bei Mondsee dehnte sich das Nixloch aus. Dort lebten Wasserfrauen. Nachts badeten sie im Eibensee, wo ein Jäger sie beobachtete. Herabrieselnder Sand verwehrte ihm den Eingang ins Nixloch. Einige Körner verfingen sich im Gamsbart und erwiesen sich als Gold.
Den Schoberstein durchzieht eine tiefe Felsspalte, das Geldloch, in dem Zwerge Reichtümer hüteten. Ein armes Ehepaar tauschte dort einmal unüberlegt riesige Schätze gegen sein eigenes Kind ein.
In einem Hohlweg nahe bei Atzbach hausten Wichtel. Einst wollten sie einen Bürstenbinder, der dort seinen Rausch ausschlief, fesseln. Doch er konnte sich befreien und zwang einen von ihnen, ihm Schätze zu überlassen. Am nächsten Morgen aber fand er nur Laub in seinen Taschen.
Die Untersberger Mandl wallfahrteten in klaren Sommernächten nach Mariahilf in Mondsee. Mit winzigen Fackeln zogen sie singend in die Kirche ein. Vor hohen Marienfesten wanderten sie nach Maria Schöndorf, aber unter der Erde, und man hörte sie wunderschön singen.
In Vollmond- oder Rauhnächten trieb die Wilde Jagd in gewissen Gegenden ihr Unwesen. Wer ihr begegnete und sich nicht rechtzeitig auf den Boden warf, wurde mitkommen. - Beinahe wäre ein Häusler aus Rutzenmoos verloren gewesen. Er mußte sich auf einen Rappen setzen, aber sein Ruf "Es geht dahin in Gottes Namen!" ließ ihn auf einem Maulwurfshügel landen.
Bestimmte Hunde mußten sich jedesmal der wilden Horde anschließen, vor allem schwarze und "vieräuglate". Der Oberhauser von Aurach besaß einen solchen; er wies über den Augen kreisrunde helle Flecken auf.
Auch die ungetauften Kinder mußten mitreiten und die Selbstmörder, die am Anzberg bei Atzbach begraben liegen.
In Frankenburg wurde einmal eine Einheimische im Teufelsgespann der Wilden Jagd gesehen. Im Pumperhölzl bei Zell am Pettenfirst war immer wieder ein donnerähnliches Grollen zu hören; der Name erinnert daran. Einmal begegnete dort einem Zeller ein wilder Bursche und bot ihm in einer brennenden Butte glühende Sauhaxen an.


II. Vergrabene Schätze

Ein Bauer aus Steinbach am Attersee glaubte beim Heimgehen, sein Haus stehe in Feuer. Doch ein ehemaliger Knappe klärte ihn auf, daß das Silber im längst aufgelassenen Bergwerk "arbeite" und deshalb leuchte.
Weil ein Mondseefischer beim Heben einer Goldkiste aus der Tiefe einen Jubelschrei nicht unterdrücken konnte, versank diese wieder im Wasser.
In Oberwang fällte ein Bauer am ersten Goldenen Samstag eine Eiche und nahm einige ihrer Eicheln als Spielzeug für seine Kinder mit. Da waren sie reines Gold.
Einst wohnte in Steinbach am Attersee - angeblich im Haus Nr. 10 eine Gräfin. Sie ließ einen Taglöhner im Gebirgsstock der "Brennerin" nach edlen Metallen suchen. Weil er aber verunglückte und tot heimgebracht wurde, reiste die Gräfin sofort ab.


III. Hexen - Zauberei - Teufel

Während eines Spinnabends in Manning behauptete die Dirn Liesl, sie könne sich in einen Wergrupfen verwandeln, aber niemand dürfe sie beim Namen nennen. Sie ging hinaus, und gleich kollerte ein Flachsballen herein. Vor Schreck rief eine Dirn: "Liesl, bist du es wirklich?" Da erhellte ein Kugelblitz die Stube, der Wergballen war zu einem Aschenhäuflein verbrannt, und' Liesl blieb verschwunden.
Beim Hexentisch, einem tischförmigen Stein an der Mündung des Weißenbachs in den Attersee, versammelten sich früher die Hexen zur Mettenzeit, hielten ihr Mahl und tanzten.
Ein Schneider in Seewalchen brachte seiner Frau von der Stör Hexenschmiere mit. Während sie Butter rührte - den Kübel hatte sie mit der Schmiere bestrichen - klopfte jemand ans Fenster und verlangte ihr Leben. Sofort warf die Frau die Schmiere zum Fenster hinaus.
Ein Knecht des Bauern Hansen z'Eck in Aurach hieb einmal während der Holzarbeit zwei Messer in eine Tanne und molk Milch heraus. Da nach der Aussage der Bäuerin am selben Tag eine Kuh statt Milch Blut gegeben hatte, wurde der Knecht entlassen.
Der Mühlknecht vom Kletzlmüller in Altenberg mußte während einer Mette das Haus hüten, kam den Zauberbüchern des Müllers auf die Spur und las darin. Gerade noch rechtzeitig kam dieser heim, warf den durch die Zaubersprüche herbeigelockten wild grunzenden Schweinen Linsen vor und las voller Hast den gelesenen Text zurück. Zum Glück war er eher mit dem Lesen als die Schweine mit dem Fressen fertig, und diese verschwanden.
Ein Fuhrmann aus dem Hausruck hatte beim Hagerwirt in Attnang gerastet und wollte weiterfahren, aber sein Wagen war "gebannt". Trotz seiner Bitten und Drohungen in der Gaststube meldete sich kein Täter. Nun durchschlug er die mit einem Kreuz bezeichnete Speiche des rechten Vorderrades. Er konnte weiterfahren, aber in der Gaststube lag ein Handwerksbursche mit gespaltenem Bein.
In Regau hatten die Zigeuner ein Bauernhaus, in dem sie oft Quartier nahmen, feuerfest gemacht, so daß der brennende Kirchturm, der einmal in den Hof des Hauses fiel, kein Unheil stiftete.
Ein Schulmeister in Wolfsegg "segnete" die Gewitter, indem er Kreuze in die Luft zeichnete und Sprüche hersagte. Die Gewitter zogen meist nach Schwanenstadt weiter.
Der Teufel besitzt nur Scheingold und muß es deshalb immer wieder sonnen Fassen, damit es den Glanz behält. In Ottnang beobachteten ihn Leute dabei; als sie aber näher kamen, sahen sie nur Glasscherben und Kohlenstücke.
Der Teufelsbauer in Aurach, ein arger Flucher, mußte einmal auf dem Heimweg von Vöcklabruck mit dem Teufel kämpfen. Sein Begleiter konnte ihn zwar mit einem kräftigen Gebet vor dem sofortigen Tod retten, aber er siechte dahin und starb unbußfertig.
Als die Leiche eines Bauern aus Walchen nach Vöcklamarkt gebracht werden sollte, konnten die Leichenträger an einer Kreuzsäule nicht vorbei. An dieser Stelle nämlich hatte sich der Bauer einst mit dem Teufel verschworen.
Der starke Friedl von Ottnang besaß die Fähigkeit, die Stärke seiner Pferde auf sich zu übertragen und nahm es dann mit jedem, sogar mit dem Teufel auf. immer blieb er Sieger, erst mit zunehmendem Alter schwanden seine Kräfte, und der Teufel holte ihn.
Ein Attergauer Bauer fluchte beim Eisschießen, sooft er Pech hatte. Da gesellte sich ein Fremder mit Hund und Eisstock zu ihnen und gewann laufend. Einen der Mitspieler überkam das Gruseln, er schlug ein Kreuz, und der Spuk verschwand. Abscheulicher Schwefelgeruch lag in der Luft.
Eine Dirn aus der Atzbacher Gegend hatte einst durch eine leichtfertige Rede den Teufel zum ständigen abendlichen Besucher und Begleiter auf den Tanzboden bekommen. Endlich wurde sie seiner überdrüssig und steckte nach dem Rat einer alten Frau Kulkraut ans Fenster. Der Teufel zerplatzte mit lautem Krach, die Dirn wurde tot aufgefunden.
Mondseefischer beobachteten mehrmals einen pechschwarz gekleideten Fischer, an dessen Einbaum eine Seitenwand fehlte. Voll Ärger rief ihm einer zu, auf solch unehrliche Weise könne auch er anderen das Handwerk stören. Der Fremde verschwand' unter lautem Krachen, rächte sich aber später durch heftigen Wind für diese Verhöhnung.
Mit den Weyreggern vereinbarte der Teufel, ihnen über Nacht eine Brücke über den Attersee zu bauen. Als Lohn forderte er jeden zehnten, der darübergehen würde. Vor der Vollendung seines Werkes krähte der erste Hahn, und es versank bis auf ein kleines Stück, das heute noch sichtbar sein soll. Der hl. Wolfgang zwang den Teufel zur Hilfe beim Kirchenbau auf dem Falkenstein und versprach ihm dafür den ersten Kirchenbesucher. Dazu wählte der Heilige aber ein Schwein. In rasender Wut über diese List durchstieß der Teufel mit seinem Opfer die Mauer rechts vom Eingang. Das Loch läßt sich nicht ververmauern, nimmt aber jedem, der durchschlüpft, Krankheiten weg.
Daß ein "Zwickel", ein geweihtes Brotstück, gegen den Teufel schützt, erfuhr ein Bauer aus Seewalchen, als er, von einem Gejammer im Wald angelockt, zu Hilfe kommen wollte.
Ein Bursche "stand" aus Obermut und Neugier - um die Hochzeiten und Todesfälle des Dorfes im vorhinein zu erfahren - am Kreuzweg bei Schlatt im "Kreis". Der Teufel versuchte ihn mit einer Meute Hunde und einer brennenden Heufuhr aus dem Kreis zu jagen, was ihm nicht gelang.
Einst wollte sich der Teufel eine böse Burgfrau aus dem Attergau holen und durchstieß mit ihr, weil er zuwenig Schwung hatte, die Drachenwand. Eine andere Erzählung weist dasselbe Schicksal einer Pfarrersköchin zu. Sie hatte noch Tage nach dem Faschingsdienstag in der Teufelsmühle am Fuß der Drachenwand getanzt.


IV. Freveltaten und ihre Bestrafung

Eine Attnanger Bäuerin hechelte auch in einer Rauhnacht Flachs. Eine Hexe schlich herein und schrie ihr eine arge Verwünschung zu. Tatsächlich fiel die Frau in die Hechel und starb an den Verletzungen.
Ein Bursche aus der Gegend um Frankenburg ließ sich dazu verleiten, einem weißen Hirsch in der Heiligen Nacht aufzulauern. Als das Wandlungsglöcklein der Mette ertönte, winselten die Hunde, und der Hirsch stand vor ihm. Der Bursche wurde am nächsten Tag tot aufgefunden.
Knechte eines Mondseer Bauern blieben in einer Mettennacht daheim und spielten Karten. Die Hunde sollten für sie gehen, lästerten sie. Mit den zurückkehrenden Mettengängern stürzte ein schwarzer Hund mlit glühenden Augen in die Stube und schrie, auch er komme von der Mette zurück. Das Haus krachte in allen Fugen.
In Loibichl am Mondsee schändete eine Bäuerin jeden Sonn- und Feiertag, indem sie, statt zur Messe zu gehen, verschiedene Hausarbeiten verrichtete. Am Leopoldtag, einem großen Feiertag damals, buk sie sogar Brot, zog aber dann nicht Brotlaibe aus dem Ofen, sondern Steine.
In St. Georgen im Attergau verwendete eine Frau ein Marienbild als Hühnerstallsperre. Weil der Wind es umwarf, entkamen die Hühner. Vor Zorn hieb die Frau mit einer Hacke auf das Bild ein, auf dem sofort ein blutroter Streifen entstand, den sie nicht entfernen konnte. Als Gnadenbild von Attersee zog es später viele Wallfahrer an.
Von einem Ottnanger Jäger geht die Sage, daß er aus Obermut auf ein Marienbild im Wald schoß, daraufhin stumm und irr und wie ein Hund bellend umherzog. Eine Marienstatue in Schöndorf mußte sich einmal gegen einen Räuber wehren, der ihr den kostbaren Ring von der rechten Hand ziehen wollte. Sie krümmte den Finger und hielt den Gauner fest, bis ihn der Mesner am nächsten Tag entdeckte und dem Gericht überstellte.
Ein Heilbründl auf der Pfarrwiese bei Steinbach am Attersee half gegen Hautkrankheiten, bis ein Bauer seinen räudigen Hund hinzuführte. Es versiegte, doch ein ständig nasser Fleck auf der Wiese soll es anzeigen.


V. Arme Seelen - Spuk - Gespenster

In der Hener-Waberl-Grube in der Nähe der Pfarrkirche von Gampern trieben früher um Mitternacht die Seelen unbußfertig Verstorbener ihr Unwesen und jagten den Vorbeikommenden Schrecken ein.
Die Bucheinmandl, ebenfalls arme Seelen, von denen man nur einen ausgestreckten Arm mit einer Fackel aus Buchenholz sehen konnte, begegneten in Sommernächten manchmal den Mondseefischern. Einer erbat sich spaßhalber von einer Fackel Tabakfeuer, mußte sich aber dann mit aller Kraft dagegen wehren, in die Tiefe gezogen zu werden.
In Wolfsegg begegneten einmal nachts mehrere Leute einem Mann mit einem großen Feldstein auf der Schulter. Auf seine Frage, wohin er diesen setzen solle, riet ihm einer schlagfertig, dorthin gehöre er, wo er ihn genommen habe. Der Rat wurde befolgt, und die seltsame Erscheinung des Mannes, der zu seinen Lebzeiten oft zu seinen Gunsten Feldsteine versetzt hatte, verschwand.
Die Rödbauernleute von Seewalchen müssen heute noch für ihren Geiz "umgehen". Um vom Teufel ein Geschenk zu bekommen, mußte es dem Bauern gelingen, seine Tochter vom Mettengang zurückzuschicken. Sie blieb spurlos verschwunden, im Stall aber stand' ein riesiger schwarzer Stier, der Ungeheures leistete.
Als er dem Bauern unheimlich wurde, wollte er ihn verkaufen. In der Nacht vorher aber starb das Ehepaar. Beim Totengräber Wohlgemut in Atzbach meldete sich ein naher Todesfall in der Werkstätte an: Das Werkzeug begann zu poltern.
Der letzte Besitzer des Schlosses Wolfsegg ließ seine schöne Tochter Elsbeth lebend in eine Zelle einmauern, um sie vor ihrem Geliebten aus niederem Stand zu schützen. Das Mädchen starb und wandert heute noch um Mitternacht im Schloß umher, wenn der Umgebung Unheil naht.
Im Schloß Walchen lebte im 18. Jh. die Gräfin von Kurland, Dorothea Joh. Jos. von Schallenberg. Aufgrund' ihrer verhängnisvollen Gabe des Zweiten Gesichtes wußte sie den Pesttod ihrer vier Kinder im voraus. In weißem Gewand und unter Seufzen erscheint sie an unbeleuchteten Fenstern des Schlosses, womit sie Unglück ankündigt.


VI. Entstehung von Seen, Burgen, Kirchen . . .

Wo heute der Mondsee liegt, soll vor vielen Jahren eine Burg inmitten fruchtbarer Äcker gestanden sein. Ihr letzter Besitzer war gewalttätig und gottlos und verspottete die Dorfbewohner, als sie sich auf die Weisung eines Traumes ihres Pfarrers hin etwas entfernt hügelan niederließen. In der folgenden Nacht verschlang das Wasser, vom Himmel und aus der Erde kommend, die Burg mitsamt ihren zechenden Insassen. Der sich bildende See nahm die Mondgestalt an.
Von der Entstehung des Zeller-, Irr- oder Jungfernsees erzählen mehrere Sagen: Eine berichtet vom Schloß eines Zauberers, der den Talbewohnern nur Böses zufügte und es auf die Zerstörung des Salzbergwerkes in Bad Ischl abgesehen hatte. Er schickte ihnen einen verschlossenen Topf zur Erprobung des Inhalts, den sie aber zurückwiesen. Der Bote selbst öffnete ihn aus Neugierde auf dem Heimweg. Wasser strömte unaufhaltsam heraus, überschwemmte die ganze Gegend und zog das Schloß in die Tiefe. Manchmal kann man einen unheimlichen Mann in seinem Boot über den See irren sehen.
Jungfernsee heißt er mit dem sagenhaften Hinweis auf zwei völlig gegensätzlich geartete Schwestern. Die eine war geizig, verschwenderisch und gottlos, die andere fromm und wohltätig, nach einer Sage auch blind. Jedenfalls entlud sich der Zorn des Himmels wegen der ersteren über beide und ließ ihr Schloß im Wasser versinken. Ein weiser und gerechter Besitzer von Altwartenburg war der Bruder des Pilatus und wurde von diesem nach Jerusalem gerufen, als er über Christus urteilen sollte. Der Burgherr kam zu spät, und aus Kummer über die ungerechte Verurteilung Christi nahm er sich das Leben. Die Knechte daheim warteten umsonst auf seine Rückkehr.
Vielleicht aber geht der Name der Burg auf den Ruf "Wart' an der Burg!" zurück, den jeder Ritter zunächst befolgen mußte, wollte er zum Turnier zugelassen werden. Die Bewohner von Kemating bei Seewalchen planten ihre Kirche auf dem Hausberg und schleppten dorthin das Baumaterial. In zwei aufeinanderfolgenden Nächten jedoch trugen es Engel auf dien Platz, wo sie heute steht.
Zum Bau des Vituskirchleins auf der Anhöhe wurden die Oberregauer förmlich gezwungen, denn die Zugtiere scheuten plötzlich und rasten trotz ihrer schweren Steinfuhr hinauf.
Die Leute von Zell am Pettenfirst verdanken ihr schönes, großangelegtes Gotteshaus einem Baumeister, der aus lauter „Gschaftigkeit" die Baupläne von Zell a. P. und Neukirchen a. d. Vöckla verwechselte. Weil die Innviertler nicht länger den weiten Weg näch Zell a. P. zurücklegen, sondern einen nähergelegenen Wallfahrtsort haben wollten, sollte jeder Wallfahrer bis zum "Urhammer" einen Stein mit sich tragen. Allmählich türmte sich dort ein riesiger Berg solcher Stein als Baumaterial. Doch zum Bau kam es nicht, da niemand die Kosten tragen wollte.
Mangels einer entsprechenden Unterkunft sperrte einer der durchziehenden Soldaten seinen Schimmel in der Kirche von Pichlwang ein. Er ließ ihn zurück, als sie vor ihren Gegnern fliehen mußten. Vor Hunger zerrte der Schimmel am Glockenstrang, holte auf diese Weise seine Befreier herbei und verhalf dem Kirchlein zum Namen.
Die Kirche von Desselbrunn ist nach der Sage eine Stiftung des bayerischen Herzogs Tassilo, der sich auf der Jagd in den Wäldern zwischen der Ager und Traun verirrte, endlich eine Quelle entdeckte und von ihr aus wieder die Orientierung fand.
Die Pfullinger, einstige Herren von Mondsee und der Umgebung, überfielen aus schändlicher Rache den Abt Konrad auf seinem Heimweg vom Gottesdienst in Oberwang und töteten ihn. An der Stelle der Mordtat entsprang eine Heilquelle, über der eine Kapelle gebaut wurde.
Von einer sogenannten "Zügenglocke" im Kirchturm von Steinbach a. A. erzählt die Sage, sie sei in der Nähe der Großalm von einem Hirten gefunden und ausgegraben worden. Man wollte sie nach Neukirchen befördern, aber vier Pferde brachten sie nicht von der Stelle, während ein paar Kälber sie leicht nach Steinbach zogen.
Einer anderen Sage nach soll der Kirchenbau von Steinbach auf dem "Kreuzbüchel" begonnen worden sein. Doch die Waldvögel verschleppten die Holzabfälle immer wieder auf den heutigen Standplatz der Kirche, was die Bauleute veranlaßte, vom ersten Plan abzugehen.
Die Tochter des Mondseer Baders Löbl behauptete trotz aller Einwände ihrer Familie, am Grunde des Hausbrunnens ein Marienbild zu sehen. Tatsächlich holte man eines herauf, konnte es aber im Baderhaus nicht „festhalten". Es wurde später in die Mariahilfkirche übertragen.
Die Kapelle in Auleiten bei Frankenmarkt errichtete die Bevölkerung für ein Marienbild, das jemand im Wald an einem Baum gefunden hatte und das immer wieder an diese Stelle zurückkehrte.
Weil der schottische Jerusalempilger Koloman auf dem Berg nahe bei Mondsee gerastet hatte, baute man dort eine Kapelle und benannte sie und den Berg nach dem Heiligen. Etwas unterhalb von ihr sprudelt noch heute Quellenwasser gegen Augenleiden.
Am Weg zwischen Atzbach und Weigensam verweist ein Marterl auf den Segen des rechten Betens: Während der Bauer Söllner den "Engel des Herrn" betete, weil gerade die Aveglocke läutete, pflügte ein Engel den Acker fertig.


VII. Pestzeit

Von einem Menschenpaar, einem Mann in Fasching bei Unterach und einer Frau in Weyregg, stammen alle Einheimischen rund' um den Attersee ab.
Nur diese beiden hatte die Pest verschont. Sie wurden durch die Rauchsäulen ihrer Häuser aufeinander aufmerksam und ruderten einander auf dem See entgegen.


Quellenangaben:

Zu I.:

Adalbert Depiny, OÖ. Sagenbuch, 1932: 4/15, 16; 11/63; 12/67; 28/15; 29/21; 31/16; 32/20; 34/33; 36/46; 39/60; 41 /71; 47/7.
OÖ. Heimatblätter, Jg. 23/1969, Sonderdruck: 57/50; 61/66; 62/68.

Zu II.:

Adalbert Depiny, OÖ. Sagenbuch, 1932: 64/24; 72/77; 82/132. Joh. Nepom. Rauch: Zur Geschichte des Schulwesens im Schulbezirke Vöcklabruck, 1884.

Zu III.:

Franz Braumann, Sagenreise durch Oberösterreich, z. Aufl., 1970: S. 37 ff.
Adalbert Depiny, OÖ. Sagenbuch, 1932: 165/15; 172/75; 176/104; 185/169; 186/174; 197/223; 201/248; 211/307; 221/372; 232/47; 236/70; 238/81; 240/93; 250/171; 252/180; 277/351; 284/397;297/481.
DÖ. Heimatblätter, Jg. 23/1969, Sonderdruck: 58/52.

Zu IV.:

Adalbert Depiny, OÖ. Sagenbuch, 1932: 150/51; 152/67; 157/97; 292/447; 343/167; 363/298; 364/302.
Gisela Frank: Aufzeichnungen nach mündlichen Berichten ihres Großvaters Dr. Oskar Schmotzer.

Zu V.:

Franz Braumann, Sagenreise durch Oberösterreich: S. 116 ff. Adalbert Depiny, OÖ. Sagenbuch, 1932: 87/28; 101/128; 103/144; 135/127.
Gisela Frank: wie oben. Kajetan A. Gloning, Oberösterreichische Volkssagen, z. Aufl., 1912: S. 101.

Zu VI.:

Adalbert Depiny, OÖ. Sagenbuch, 1932: 143/17; 144/20, 21; 149/46; 323/39; 324/45; 327/65; 339/147;340/151;355/251;373/25;377/55;406/284.
Joh. Nepom. Rauch: Zur Geschichte des Schulwesens im Schulbezirke Vöcklabruck, 1884.
Gisela Frank: wie oben.
OÖ. Heimatblätter: wie oben.

Zu VII.:

Adalbert Depiny, OÖ. Sagenbuch, 1932: 412/341.


Sr. Stefanie Kendler in: Der Bezirk Vöcklabruck, Eine Zusammenschau verfaßt von einer Arbeitsgemeinschaft, Linz 1981