DER TEUFELSRITT ODER TEUFELSHUF ZU ENNS

Ein Wüstling war's in Enns, der sich nächtlicher Weile immer bei einem Thürlein hinaus schlich, um seine Unthaten desto ungestörter verüben zu können. Er hatte dieselben bereits zu einer großen Anzahl gebracht, als ihn der Satan bei sich für eine gute Beute erklärte, wenn er ihn nach den letzten Tönen der geweihten Abendglocke außer den Thoren der Stadt ertappen würde. Um den Gefallenen desto sicherer zu fangen, lauerte er nun in einem Hinterhalte öfters in einiger Entfernung vor dem Thörchen des schleichenden Buhlen zu Pferde auf denselben. Der Teufel mochte sich aber einmal nicht vorsichtig genug verborgen haben; denn, als der Lüsterne wieder seinen nächtlichen Streifzug unternehmen wollte, gewahrte er den Grimmigen mit feurigen Augen, und ergriff die Flucht. Der Geflüchtete kam noch vor dem letzten Schlage der Aveglocke glücklich durch das Thürlein in die Stadt, der Teufel aber glitschte mit seinem Pferde aus, und so sieht man neben der Mauer des Fürst Auersperg'schen Schloßes noch jetzt den Teufelsritt oder Teufelshuf als Wahrzeichen.


Quelle: Erzählungen und Volkssagen aus den Tagen der Vorzeit von dem Erzherzogthume ob der Enns, Ein Unterhaltungsbuch für Jedermann, Linz 1834, Faksimile Druck, Linz 1991, Seite 77