Der Wunsch
Beim Wastlbauer war ein Knecht, der ist oben bei den Mahdern (Bergwiesen, die nicht zur Weide benutzt, sondern gemäht werden) immer mit einer Wilden Frau zusammengekommen. Einmal waren sie in einem Holzknechtstadel wieder beisammen, als ein alter Mann herankam, der beim Stadel mit dem Stock auf den Boden stieß und sagte: "Das wär a guats Bohnland (guter Boden zur Bohnenpflanzung)", und weiter ging. "Jetzt darfst du nimmer kommen", sagte darauf die Wilde Frau, "aber du kannst dir etwas wünschen". Der Knecht dachte nach und sagte dann: "Wann i flicken will, hab i all weil kan Zwirn." "Nun hast dir aber das allerdummste gewünscht", erwiderte die Wilde Frau, gab ihm aber ein "Knölleii" Zwirn, und so viel er auch davon nahm, es wurde nie kleiner. Der Knecht hatte "sei Lebtug g'nua".
Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus dem
bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910, Nr. 17,
zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 193.