DER GESPENSTISCHE ZUG
Der frühere Hofbauer, Georg Gerl, ging einst spätabends von Hallein nach Hause. Er war eben an der ehemaligen Raubritterburg Glanegg vorübergekommen, als er eine Menge Leute ihm entgegenkommen sah. Anfangs der Meinung, es sei vielleicht ein Leichenzug, sah er, nähergekommen, daß es lauter kleine Männchen und Weibchen waren, die zu zweien und dreien nebeneinander gingen. Erst glaubte er, sie beten zu hören. Da aber der Zug kein Ende nehmen wollte, und sie, ohne ihn anzusehen, mit feierlichen Mienen vorüberzogen, überfiel ihn plötzlich Angst, und er beschleunigte seine Schritte. Der geisterhafte Zug endete erst bei der Brücke nächst der Kugelmühle. Als Gerl erschöpft in letzterer angekommen war, um dort zu übernachten, schlug es elf Uhr. Seine Angst wich indes erst, als der Morgen angebrochen.
Quelle: Freisauff, R. von, Salzburger Volkssagen,
2 Bde., Wien/Pest/Leipzig 1880, Bd. I, S. 75