KARL DER GROßE IM UNTERSBERG
Kaiser Karl der Große soll bei seinem Kaplan und Schützling Arn in Salzburg gewesen sein und mehrere Schenkungen an die Erzkirche gemacht haben. Auch verdankte der Salzburger Bischof seiner Vermittlung das Pallium, wodurch er von Mainz frei und selbständig wurde. Am Osterfest soll nun Karl der Große ein großes leinenes Regendach, eine Erfindung des Landes, zum Gegengeschenk und zur schuldigen Ehrung erhalten haben.
Erzbischof Arn, ein vorzüglicher Kirchenfürst und Mehrer des Erzstiftes, soll mit Chuno von Gutrath die Alm durch den Mönchsberg in die Stadt geleitet haben.
Im Untersberg regiert Kaiser Karl mit seinen Helden und einer Menge hoher Herren. Sie alle sind, so wie der Kaiser, dahin entrückt worden. Die Untersbergmännchen sind die Untergebenen und Vollstrecker der Befehle des Kaisers. Wenn in deutschen Landen große Bewegung herrscht oder Krieg ausbricht, so gibt der Kaiser Lebenszeichen von sich, und man sieht die Un-tersberger bald da, bald dort. Wenn Krieg bevorsteht, erscheinen sie in Rüstung und Waffen; in ihrer gewöhnlichen dunklen Tracht mit der Kapuze aber bei friedlichen Anlässen. Wenn dereinst der Erbfeind kommt und Deutschland in der größten Not ist, wird auf den Walserfeldern eine Völkerschlacht geschlagen. Dann ist des Kaisers Bart dreimal um den Tisch gewachsen, an dem er sitzt, und er rückt mit seinem ganzen Heere aus dem Untersberg heraus, und es wird ein großes Gemetzel sein, daß den Kriegern das Blut bei den Schuhen hineinrinnen wird. Der Kaiser aber geht siegreich hervor und hängt nach der Schlacht seinen Schild in der Nähe des "Himmelreichs" an den Birnbaum, der schon so oft umgehauen, aber stets wieder neu emporgewachsen ist. Danach kommt das Ende der Welt.
Quelle: F. V. Zillner, Salzburger Sagen. - In:
Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, II. Band;
Salzburg 1862