DIE SCHWARZEN UND DIE WEIßEN UNTERSBERGER
In einem Dorfe nächst dem Untersberge sah einst eine Frau von der Altane ihres Hauses herab, als plötzlich drei kleine Männchen vor dem Tore standen, welche sie aufforderten, die Türe zu öffnen. Sie verlangten Speise, und gern gab ihnen die Frau, was sie noch hatte, - zwei übrig gebliebene Krapfen. Als sie gegessen, fragten sie nach der Zeche. Die Frau wollte nichts annehmen, indes meinten die Männlein, sie dürften sich nichts schenken lassen, und legten drei alte Münzen unter das Salzfaß. »Willst du wissen« - sagten sie -»wer wir sind?«
»Wohl möchte ich das wissen, wenn es mir nichts schadet!« meinte die Frau.
»Wir sind vom Untersberg und ziehen nach Spanien; uns folgt ein großes Heer. Schließe den Fensterladen, wenn die Schwarzen kommen, kommen aber die Weißen, so magst du immerhin ihn wieder öffnen.«
Hierauf schieden die drei Männlein. Bald darauf rückte auch schon ein langer Zug von kleineren Kriegern, der eine volle Stunde währte, heran. Derselbe war in Scharen abgeteilt, an der Spitze jeder Schar ein Führer, vier Rössel (kleine Pferde mit Reitern) trabten immer nebeneinander, weiße und schwarze, je nach den weißen oder schwarzen Farben. Alle trugen Lanzen und Schwerter. Den Schluß machte ein großer, schwarzer Hund.
Quelle: Freisauff, R. von, Salzburger Volkssagen,
2 Bde., Wien/Pest/Leipzig 1880, Bd. I, S. 61