Die Todesbotschaft
Zu Wals, einem stattlichen Dorfe auf dem Walserfelde, verdingte sich einst eine Magd, die sehr schön war, von der aber kein Mensch wußte, woher sie kam und wie sie sich nannte. Sie arbeitete für zwei und legte keinem etwas in den Weg. Allen Menschen gegenüber war sie hilfreich, und alle im Dorf hatten sie daher gerne. Auch das Vieh gedieh unter ihren fleißigen Händen prächtig. Der Bauer war stolz auf seine neue Magd und sagte oft, wenn sie so über alles sprachen, zu seiner Frau: "So eine kriegen wir nie wieder, die ist nicht mit Gold aufzuwiegen!" - Auch die Bäuerin war der hübschen Magd sehr wohl gesinnt, denn sie trug sich so still und bescheiden, und kein Bursch im Dorfe konnte sich rühmen, daß sie ihn anders als freundlich und ehrsam angesehen hätte. Alle waren sich darüber einig, daß sie noch einmal Bäuerin auf irgendeinem der Höfe werden würde, denn wenn sie offenbar auch keine Reichtümer besaß, so waren ihr Wesen, ihre Schönheit und ihre Tüchtigkeit manchem braven Manne gewiß weit mehr wert als eine Truhe voll Goldfüchse. Nur fiel es auf, daß sie stets nur ein paar Worte sprach und ihr wunderbares Goldhaar immer in ein Tuch eingeschlungen trug, so als solle man die Fülle des Haares, auf das jede andere Frau stolz gewesen wäre, nicht bemerken.
Da hörten einmal zwei Knechte bei der Holzarbeit ein Vöglein singen, das immer wieder rief: "Stutzi-Mutzi, Stutzi-Mutzi, morgen mußt wieder in den Berg, weil der Oberste gestorben ist." Sie wußten erst nicht, was dies bedeuten solle, aber als sie dem Vogel nachgingen, sahen sie, daß er zu der Magd flog, die auf einer Wiese vor dem Walde Wäsche aufhing. Als die Magd die Mitteilung des Vogels hörte, ließ sie alles stehen und liegen und lief auf Nimmerwiedersehen davon.
Da wußten die Bewohner des Dorfes, daß es eine Wildfrau gewesen war, die nun der Berggeist wieder zu sich gerufen hatte.
Quelle: Karl Adrian, Alte Sagen aus dem Salzburger Land, Salzburg 1948, S. 105 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 194.
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In Forsterbach, nahe an den Türchelwänden, war ein kleiner Bauer, der viel Unreim (Unglück) auf seiner Alm hatte, da die Weideplätze sehr "sticki" (steil) waren und oft ein Rind "ågwålkt" (abgestürzt) ist, so daß es ihm schwer wurde, eine Sennin für diese Alm zu bekommen. Da erscheint ein halbwüchsiges Dirndl und bittet, daß die Bauerleut es beim Vieh anstellen. Da ihnen das Mädchen gefällt, sagen sie zu und sehen bald, wie es tüchtig zugreift und mit dem Vieh umzugehen versteht. Sieben Jahre zog sie auf die Alm, und ungefährdet bringt sie die ihr anvertrauten Rinder wieder heim. Im Herbst kehrt der Bauer einmal vom St. Johannser Markt durch die Klamm heim, da hört er trotz des Rauschens des Wassers in der engen Schlucht eine Stimme, welche ruft: "Sag' der Hillilanda, der Hillilit ist tot." Als er heimkommt und das erzählt, fängt die Sennin zu weinen an und sagt: "Jetzt muß ich fort, denn das ist mein Vater", und verschwindet für immer.
Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus dem
bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910, Nr. 15,
zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 195.