DER MARIENBRUNNEN ZU MARIAPFARR

An der Ostseite des Ortes Mariapfarr steht oberhalb der Straße, die nach Tamsweg führt, der uralte Dorfbrunnen. Die Brunnendocke (Säule) und auch der Brunnentrog sind aus Holz. Auf der Säule aber steht eine Marienstatue, die ein gar ehrwürdiges Alter besitzt. Die Himmelskönigin sitzt auf einem Throne, mit der rechten Hand umfängt sie das Jesukind, das auf ihrem Schöße steht, in der Linken hält sie das Zepter. Beide tragen Kronen auf dem Haupt.

Über diese Marienstatue geht im Volke eine uralte Sage. Es war um die Zeit, als in Mariapfarr noch keine Kirche stand. Da wollte man die Marienstatue vom Brunnen des Ortes nach Althofen in die Lorenzikirche übertragen. In Althofen war damals noch alles voller Wald, daher nannte man das Kirchlein „Lorenzi im Wald". Am Morgen des nächsten Tages stand jedoch die Statue wieder auf dem Brunnen. Dies geschah dreimal hintereinander, woraus man erkannte, daß die Muttergottes an diesem Orte eine Kirche haben wolle. Es wurde nun eine Kirche zu Ehren Mariens erbaut, woraus die berühmte Wallfahrtskirche Mariapfarr und damit die erste und dazumal noch einzige Pfarre im Lungau entstand. Dieser Brunnen wird von den Bewohnern von Mariapfarr der „Marien-" oder „Jungfrauenbrunnen" genannt.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 56