DER SCHWARZE HUND VON OBERWEIßBURG

Eine Stunde oberhalb des Marktes St. Michael liegt am Eingange des Zederhaustales das Dorf Oberweißburg. Sein Name soll von der Weißenburg stammen, deren Trümmer nun längst der grüne Rasen deckt. Dieses Schloß soll die Stammburg der Herren von Weißbach gewesen sein, nach deren Erlöschen es an die Weißpriacher überging. Zwei aus diesem Geschlechte liegen in der Pfarrkirche zu St. Michael begraben. Auch sollen die Herren von Trautmannsdorf, von Turn und von Platz nacheinander in diesem Schloße gewohnt haben. Da brach Margarethe Maultasch über die Höhe des Ainecks auf der alten Römerstraße ins Tal ein, zerstörte Schloß Aineck und verwüstete auch die Weißburg. In den verborgenen unterirdischen Gewölben dieser Ruine sollen viele Schätze vergraben sein, die ein schwarzer Hund bewacht. In seinem feurigen Rachen hält er die Schlüssel zu den Schatztruhen. Wem es gelingt, ihm diese zu entreißen, dem werden alle diese kostbaren Schätze gehören. An den sonnigen, windstillen Hügeln dieses Schlosses sollen einstens blühende Weingärten bestanden haben und die Rebe gepflegt worden sein.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 91