DIE FICHTE MIT DEM HIRSCHGEWEIH
In Moosham lebte vor Zeiten Graf Rudeggen mit zwei Söhnen und einer Tochter. Infolge eines Streites mußte der junge Sohn Osmund fliehen; er wurde Müller in der Teufelsmühle in Eisentratten. Inzwischen aber verliebte sich die Tochter des Grafen, die schöne Mechthilde, in den Sohn des Schloßverwalters. Als dies der alte Graf merkte, ließ er den jungen Eberhard an einen Hirsch anschmieden und mit Hunden durch die Wälder hetzen. Das Tier nahm seinen Weg über den Katschberg nach Kärnten, wo es im Liesertal bei einer Fichte tot zusammenbrach. Auch Eberhard erlag bald den erlittenen Verletzungen. Mechthilde, die dem Geliebten zu Pferde gefolgt war, sprang aus Verzweiflung in die Lieser und auch der zu Hilfe eilende Bruder Osmund ertrank in den Fluten. An der Stelle, an welcher der Sage nach der Hirsch verendet war, wurde dies Geweih nebst einem Kruzifix an die nächste Fichte genagelt. Geweih und Kruzifix wuchsen ganz in den Baum hinein und verhalfen ihm zu dem Namen Hirschenfichte.
Neben der Hirschenfichte steht ein Marterl, auf ihm ist die Begebenheit an der Teufelsmühle vermerkt.
Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu
bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 40