Das Käsmandl
Das Käsmandl, vorzugsweise im Lessachwinkel (Lungau) sichtbar, ist ein kleines Männlein von eisengrauer Farbe, mit erdfalbem runzlichtem Gesichte. Zur Sommerszeit lebt es auf den höchsten Bergzinnen in unzugänglichen Gewänden und dunkeln Wäldern, wo es sich von Wurzeln und Kräutern nährt. Im Herbste, wenn der Senne von der Alm mit seiner Herde heimgefahren ist, kommt das Käsmandl aus seinem Schlupfwinkel zu den Almhütten, sucht und sammelt das, was die Sennen und Hirten weggeworfen, verloren oder zurückgelassen haben. Das Mandl käset diese Überreste und lebt davon den ganzen Winter hindurch. Im Sommer, bevor die Herde wieder auf die Alm zieht, verläßt das Käsmandl die Almhütte und flieht wieder in seine einsamen Schlupfwinkel.
Quelle: Theodor, Vernaleken, Mythen und Bräuche
des Volkes in Österreich. Ein Beitrag zur deutschen Mythologie, Volksdichtung
und Sittenkunde, Wien 1859, Nr. 148