KLAUSECK

In der Nähe des Pfarrdorfes Seethal, an der Grenze von Lungau und Steiermark, liegt am Abhänge des Gstoders die Schloßruine Klauseck. Es ist ein viereckiges kastenartiges Gebäude, von dem aber außer den kahlen Mauern nichts mehr erhalten ist. In diesem alten Schlosse, das die Klausenburger erbaut haben sollen, hausten bis zum Jahre 1246 die Grafen von Pettau, eines der mächtigsten Adelsgeschlechter der Steiermark. Im obgenannten Jahre schloß Erzbischof Eberhard II. mit Hartneid von Pettau einen Vertrag, in welchem ihm dieser seine sämtlichen Besitzungen im Lungau, darunter auch Burg Klauseck, übergab und abtrat. Hier befand sich seinerzeit auch ein Pfleggericht; später wurden diese Pflegeämter, von denen je eines zu Klauseck, zu Ramingstein und Weißenburg (Oberweißburg) bestand, aufgehoben und mit der Hauptpflege zu Moosham vereinigt.

In den Ruinen dieser Burg soll es spuken. Verbannte Geister treiben hier zur Nachtzeit ihr Unwesen. Auf halbem Wege zwischen Schloß und Tal zeigt sich zwischen Felsgerölle und Waldung eine ziemlich große Öffnung, die aus dem Stein gemeißelt zu sein scheint und aus der dem Beschauer tiefes Dunkel entgegengähnt. Wirft man einen Stein in diese Öffnung, die senkrecht in die Tiefe sich verliert, so ertönt nach längeren Zwischenräumen ein dreimaliger Widerhall. Wie man erzählt, soll dieses Loch die geheime, unterirdische Ausgangspforte der alten Ritter von Klauseck gewesen sein. Zur Nachtzeit sieht man hier manchmal ein zauberhaftes Lichtlein aufflackern, welches das Volk für die Seele eines Klauseckers hält, der hier auf seine Erlösung warten muß.

Im Volke geht auch eine andere Sage: Einst kam zur Sommerszeit ein neuer Besitzer auf die Burg; da fiel, was an diesem hochgelegenen Orte auch im Sommer manchmal vorkommt, plötzlich Schnee. Der neue Schloßherr, welcher aus einem fremden Weltteile gekommen war und noch nie Schnee gesehen hatte, wußte sich diese Erscheinung nicht zu deuten. Der Schloßherr von Ranten, sein Freund und Nachbar, klärte ihn darüber auf und setzte hinzu, daß diese Art Regen bei Wärme zerfließe.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 78