WAS DIE SCHATZGRÄBER ERZÄHLEN

„Ungefähr eine Meile hinter St. Michael befindet sich ein Bauernhaus, genannt ,im Kupfer-Kessel in Zederhaus'. Wenn man unter seiner Haustür steht, sieht man in der Entfernung eines Büchsenschusses einen schwarzen Ofen (Felsenkegel), da rinnt ein Wasser heraus, das tragt gut Rheinisch Gold.

In Zederhaus ist ein gutes Golderz, wenn man kommt in das erste Dorf ober St. Michael, da findet man ein gemauertes Haus, da gehe man über die Brücke, wo dann zur linken Hand ein Haus steht; dort findet man ein Bachl, darinnen ist Gold Schlich.

Der hinterste Bauer in Zederhaus, der Schwarzenbichler und sein Sohn, die wissen die guten Erz.

In der Tamsweger Seite (am Schwarzenberg ?) ist die Fögel Alpe; ober der Hütte in der Ebene ist ein Gold Grund, darin findet man Ledige (reine) Gold Körner wie die Waitzen Körner. Im Lungau heißet ein Berg der Prewald, darinnen ist ein federreiches Gold Erz; da ist auf der Sonnseite ein hohes Loch, darauf man lange Zeit gutes Gold Erz nach Venedig getragen. Dieser Öffnung ist aber schwer beizukommen. Man sieht das Loch wohl von fern, sodaß sich der, der es ersteigen will, darnach richten kann.

In der ersten Wiese, wenn man in den Prewald hinaufkommt, da geht ein Weg in das Kragautal. In dieser Wiese herober Tamsweg ist ein Bächlein, das in den See fließt. Darin liegen gut goldige Granaten. Im Krak ober Prewald im Mayer Kar, recht bei der Walchen Hütte unter den Wandl im Gschüt (Steingerölle) da ist der Schlich.

Im Prewald in der Teixl hat es einen trefflichen Gold Moder. Im Prewald unter der rothen Wand ist goldhaltiges Erz zu finden; doch muß man um sicher zu sein, von der Seite hineingehen oder hineinkriechen; doch kann man auch von unten heraufsteigen.

Im Prewald auf der Planken, auf dem Züg'n Loch auch auf der Waschgang Kluft findest du den braunen Margasit, in einen Letten, der ist auch gut, gibt viel lediges (reines) Gold, wie Erbsen und der Margasit ist auch gut, das er dir in deinem Herzen gefallet.

Im Prewald bei der Salz Lacken in einem Erzbau ist die Grube vergangen (verfallen), es rinnt aber ein Wasser heraus, das tragt lediges (reines) Gold.

Gehe hinaus nach der Seite in ein weites Brett unter die Wand, da ist eine aufbeißende Kluft unter der Wand, da ist ein guter Schlich, den tragen die Welschen fast weg.

Im Lessachwinkel bei Tamsweg auf der Seite gegen Schladming, da findet man weißen und braunen Margasit.

Der Christian Mühlberger hat als er von Tirken (Türken) geschossen ist worden, dem Heinrich Alber angezeigt. In dessen mittlerer Alpe bei einem kleinen See liegt die (Gold) Grube. Wenn du vom See hinauf aufs Gebirg gehst, so siehst du in die Zwerchwand und am Fuße dieser Wand da ist eine glatte Zunderstaude, darunter liegt die rechte Goldgrube, darüber ist eine lärchene Tür (Tür aus Lärchenbrettern) Damit du aber nicht irregehest, so haben wir Ringe an den Bäumen gezeichnet durch den Wald herab wo der Bach heraus vom See rinnt, da haben wir unsere Reibsteine unter einen Ofen (Felswand) gelegt, darnachweißt du dich zu richten. In der Mur (Murwinkel) ist ein Mahd genannt im Rannach, dort liegt nahe bei zwei weißen Wändlein eine Goldgrube. Wenn man an diesen zwei Stellen sucht, so findet man Gold. In der Mur, im mittleren Ochsenkar, gleich unter der Wand stehen 10 Klafter zur rechten Hand drei Zirmbäume, von denen der eine ein Wahrzeichen besitzt, welches anzeigt, daß dort im Eisenkärl am Ort, wo der Brunnen sich befindet (die Alpe heißt Moritzen) drei Goldblumen beinander stehen.

In der Mur ist zu finden und zu hauen gutes gelbes Glas, das reichlich Gold gibt; wer heimlich und im verborgenen arbeitet mit Flüssen und verlutirten Rösten *), der gewinnt Besseres, die anderen minderes Golderz.

Zuhinterst in der Mur ist eine Alpe auf dem weißen Egg (Eck) genannt; dieselbe liegt an der hinteren Seite gegen Zederhaus. Wer des Morgens früh aufsteht und am selbigen Platze sich befindet wenn die Sonne aufgeht, der sieht eine schwarze Kluft in der Steinwand, die weithin sichtbar ist. Wer in diese Öffnung hineingeht, der findet ungefähr sieben Staffel (in die Wand gehauene Stufen); wer da hinauf steigt, der findet ein ebenes Platzl, die Roßstatt geheißen. Dort bleibe man stehen und schaue hinunter in die Kluft; dort findet (gewahrt) man einen grünen Wasen (Rasen) darunter ist zur rechten Hand eine Tür und unter dieser Tür da findet man den besten und klarsten Schlich auf und Gold. Es sind viele, die es suchen aber nicht finden.

Im Murwinkel da gehe in der Moritzen Alpe auf das Gruabach (unebenes, löcheriges Terrain) nach dem Bach hinauf gegen den Ursprung auf der linken Seite zu den Glemb wo das A ausrinnt, das sich unten auseinander breitet; da wo die Lacken (Lache) ein Ende hat, da gehe hin zu den V bei der Lacken, da wirst du finden zu waschen, die Lacken scheint (schimmert) blau und schwarz.

Wenn du in der Moritzen hinaufkommst in das Gruabach und laßt den Bach zur linken Hand rinnen, da gehe immer hinauf gegen den Glemmer da ist Roth und Gelb darinnen da findest du lediges (reines) Gold, zu waschen. Weiter hinüber zur Rechten, wo das Wasser auf den Glemmer rinnt, da stehen drei Zirben und bei der untersten gerade zwei Klafter unter dem Bühel (Anhöhe) da habe ich und mein Gesell in einem Tag um 100 Gulden gewaschen, da ist ein Brünnlein da findest du ein Roth und ein Gelb, mußt ein wenig Fuder Räumen (wegräumen) zur linken Hand da findest du es.

In der Moritzen (Murwinkel) gehe hinauf das Gruabach unter der kalten Wand gleich vom See zur linken Hand, da fließt ein Wasser unter einem Ofen (niedere Felswand) verschwindet wieder und kommt unterhalb aus der Erde wieder heraus, dort gehe auf zwei Klafter nach vorne, da wirst du finden ein Roth und ein Gelb darinnen ist gutes Wasch (Wasch) Gold. Bei dem Elend ober dem See in einem Leitl (Berghang) hat es einen guten Kieß; es ist auch Erz nicht fern davon, aber hoch am Gebirg am schwarzen Horn geheißen, es liegt gleich gegen den Gold Kieß an der anderen Seite, dort gibt es Gold und Silber.

Desgleichen auch findet man am Elend von den obersten See hinauf zur linken Hand schwarzes Erz, es ist arabisches Gold."

(Nach alten Aufzeichnungen).

*) Von Lutum = der Leim; verlutiertes Rösten = Schmelzprozeß unter größtmöglichstem Luftabschluß.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 122