SCHLOß MOOSHAM UND SEINE GESCHICHTE
Über dem Tale der grünen Mur erhebt sich auf einem felsigen Vorhügel des bewaldeten Mitterberges das sagenumwobene Schloß Moosham mit seinen hohen, wuchtigen Mauern und breiten Türmen.
Der Ursprung des Bauwerkes geht in die Römerzeit zurück. Römische Kapitale usw., die beim Umbau des Schlosses in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gefunden wurden, weisen darauf hin. Im frühen Mittelalter tauchte schon das Rittergeschlecht der Mooshamer auf, deren Namen die Burg trägt. Im Jahre 1281 wurde das Schloß Moosham Otto von Saurau entrissen. Erzbischof Friedrich II., ein treuer Anhänger Rudolfs von Habsburg, rückte vor die Feste und zwang den übermütigen Vasallen zur Unterwerfung. Otto von Moosheim, der Eigentümer der Burg, erhob sich aber bald gegen seinen Landesherrn, Erzbischof Rudolf, und fügte ihm in einer Fehde großen Schaden zu. Für seinen Treubruch ging er 1285 all seiner Güter mitsamt seiner Stammburg verlustig.
Vom 14. Jahrhundert an wurde hier auch eine Art Landpflege die Burghut ausgeübt. Erst im Jahre 1520 wurde das landesherrliche Pflegegericht, welches bisher im Schlosse Mauterndorf seinen Sitz hatte, nach Moosham verlegt. Die Pfleger von Moosham waren zugleich Schloß- und nach Umständen auch Feldhauptleute. Von hier aus wurde der Gau im Namen des Landesherrn regiert, wurden die höheren Regalien, die Steuereinhebung, die gesamte Polizeigewalt sowie das Blutgericht ausgeübt. Die Erzbischöfe von Salzburg haben auf diesen wichtigsten und verantwortungsvollsten Posten daher stets die Tüchtigsten gestellt, unter welchen die Kuen-burger, die Tannhäuser, die Keutschachs, die Grimmings durchwegs Begründer oder Mitglieder namhafter Geschlechter wieder besonders hervorragen.
Aus ihnen sind mehrfach berühmte Salzburger Erzbischöfe hervorgegangen. In der Zeit der Bauernunruhen wurde auch Schloß Moosham von den aufrührerischen Bauern besetzt. Feldhauptmann Franz von Tannhausen vertrieb sie aber im Jahre 1526 wieder daraus. In diesem und den folgenden Jahrhunderten war Moosham auch des öfteren der Schauplatz schrecklicher Hexenprozesse.
Vom 25. bis 27. Oktober des Jahres 1611 übernachtete hier der unglückliche Erzbischof Wolf Dietrich auf seiner Flucht nach Kärnten, von wo er gefangen wiederkehrte. Im Jahre 1790 erfolgte die Teilung der landesherrlichen Pflege; sie wurde nach Tamsweg und St. Michael übertragen, so daß das Schloß dem Verfall preisgegeben wurde. Es war schon arg baufällig geworden, als im Jahre 1886 der bekannte Förderer der Künste und verdiente Forscher, Exzellenz Graf Johann Wilczek, die Liegenschaft durch Kauf an sich brachte und sie alsogleich einer gründlichen Erneuerung unterzog. Das ausgedehnte Gebäude, welches in die obere und die untere Burg zerfällt, hat zwei Höfe; in dem unteren befindet sich der 64 m tiefe Brunnen. Das Schloß beherbergt eine Flucht von Zimmern, welche reiche Kunstschätze bergen. Vor allem sind es Altertümer aus dem Lungau alte Kachelöfen, Truhen, Trachten, Waffen usw., die hier im Schlosse gesammelt sind. Aber auch aus allen anderen Kronländern des ehemaligen Österreichs und darüber hinaus hat Graf Wilczek viele Kunstschätze zusammengetragen und sein Lungauer Schloß damit bereichert.
Von den Zimmern sind besonders das Fürsten-, das Jagd-und das Schreibzimmer des Grafen Wilczek zu erwähnen. Besonders interessant ist das Sagenzimmer, dessen Wände mit prächtigen Gemälden, welche Lungauer Sagen darstellen, geschmückt sind. Im unteren Teil des Schlosses befindet sich der düstere Gerichtssaal mit der Folterkammer; auch die Folterwerkzeuge sind noch vorhanden, mit denen damals die Unglücklichen gemartert wurden; daneben reihen sich die düsteren Gefängniszellen an, in denen einst die Gefangenen schmachteten.
Bemerkenswert ist auch die Kapelle mit den Freskomalereien des Lungauer Malers Lederwasch aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Durch den unermüdlichen Sammeleifer des Grafen Hans Wilczek ist Schloß Moosham zu einem Museum des Lungaues geworden und kein zweites Schloß weit und breit kann sich, was Wert und Reichhaltigkeit der hier angesammelten Kunstschätze anlangt, mit ihm messen.
Altgraf Wilczek ist nun schon lange tot, doch Moosham ist noch immer im Besitze der Familie; auch die Wirren des letzten Krieges sind an Moosham glücklich vorübergegangen.
Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu
bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 92