DIE SAGE VOM SCHATZHÜTER

Schloß Mauterndorf beherbergt auch einen Geist, welcher manchmal den ahnungslosen Besucher, der ihn unverhofft zu sehen bekommt, in nicht geringen Schrecken versetzt. Es ist eine lange hagere Gestalt, die, in einen weiten Mantel gehüllt, über die Gänge und Höfe des Schlosses schreitet. Gar mancher, der sie sah und sie für ein lebendes Wesen hielt, wollte sich ihr nahen, bis sie plötzlich vor seinen Augen verschwand. Man sagt, der Geist behüte einen Schatz von dreißig Rübentalern, die irgendwo im Schlosse vergraben wären. Diese Taler, nach dem Rübenwappen des Erzbischofs Leonhard von Keutschach, welcher sie prägen ließ, „Rübentaler" genannt, sind heute wegen ihrer Seltenheit sehr gesucht und deshalb von hohem Werte. Wie es heißt, sollen derzeit nur mehr neun Stück solcher Rübentaler vorhanden sein.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 71