VON DER PFARRKIRCHE ZU THOMATAL
Die Pfarrkirche in Thomatal ist eines der ältesten Gotteshäuser des Lungaues. Hier soll in ältester Zeit ein heidnischer Tempel gestanden sein. Der gelehrte Pfarrer Winkelhofer von St. Michael äußert sich in seinen Aufzeichnungen über Thomatal dahingehend, daß hier ein uralter Tempel des persischen Sonnengottes Mithras gestanden sei, ähnlich wie in St. Martin, zu dessen Verehrung die Leute alljährlich am Frühlingsanfang aus der ganzen Umgebung zusammengeströmt seien. Dieses heidnische Frühlingsfest wurde, als die ersten Glaubensboten in den Lungau kamen, ins Christliche hinübergeleitet und an Stelle des heidnischen Tempels eine christliche Kirche erbaut. Diese wurde dem heiligen Ritter Georg, einem der beliebtesten deutschen Volkspatrone, dessen Fest gerade in den Frühlingsanfang unserer Gegend (23. April) fällt, geweiht. Zu seinem Patroziniumsfest fanden sich früher stets zahleiche Verehrer dieses Heiligen ein.
Nach einer anderen alten Volkssage soll von der Pfarrkirche Thomatal aus ein unterirdischer Verbindungsgang zu dem eine Viertelstunde oberhalb Thomatal am Schwarzenberg gelegenen Burgstall geführt haben. Dieser ist jedoch gänzlich verschwunden.
Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu
bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 52