Die übermütigen Bergknappen

Vor mehreren hundert Jahren war auch auf dem Kolben in der Rauris der Bergbau reich gesegnet. Wie's aber bei allzu großem Glücke häufig zu geschehen pflegt, arteten auch hier die Bergknappen aus, wurden übermütig und gottlos. So kam einst die heilige Christnacht heran. Anstatt zu beten, frönten die Knappen in derselben dem Kartenspiele, tranken, schrien, rauften und trieben noch ärgere Ausschweifungen. Ein einziger machte eine Ausnahme, das war der Metzger, der in Begleitung seines Hundes nach Bucheben zur Mitternachtsmesse ging. Als er von derselben zurückkam und dem Kolben schon ganz nahe war, da vernahm er von der Höhe herab plötzlich eine Stimme, welche rief: "Schieb ab, jetzt ist der Hund von der Mette da!" Und ehe er noch Zeit fand, über den Sinn dieser Worte nachzudenken, vernahm er ein fürchterliches Donnern und Krachen und sah entsetzt eine Lawine sich gerade auf den Kolben zuwälzen. Im nächsten Augenblick war alles vernichtet und zerstört, von dem blühenden Bergwerke keine Spur mehr zu sehen.

Sich bekreuzend, entfloh der Metzger dem Schreckensorte und eilte hinab nach Bucheben, wo er meldete, was er soeben mit Entsetzen wahrgenommen hatte.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 2, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 386, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 200.

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Im Hüttenwinkel gab es besonders ertragreiche Goldgruben. Die Knappen, die dort arbeiteten, wurden, da sie sehr gut verdienten, so übermütig, daß sie zum "Kegeln" goldene Kegel und Kugeln und zum "Plattnwerfn" Platten aus Silber benützten. Sie gingen in ihrem Übermut so weit, daß sie sogar einmal einem Stier die Haut bei lebendigem Leibe abzogen und so laufen ließen. Der Stier konnte vor Schmerz nicht einmal mehr brüllen. Die Knappen lachten, und einer schrie: "So gwiß da Stia neahma brülln ko, so gwiß wiascht in dö Gruabm 's Gold nia ausgehn!" Kaum hatte der Knappe das gesagt, brüllte der Stier und fiel dann tot nieder. Von da an waren in der Gegend keine Erzadern mehr zu finden. So hat das Bergmandl die Freveltat der Knappen gerächt.

Quelle: Sigmund, Narholz, Sagen aus dem Rauriser Tal (=Jahresbericht des Sonnblickvereines 1957), S. 60, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 200.