Die Hilfe der Wilden Frau
Eine Wilde Frau kam einstmals zu einer Bäuerin in Forsterbach und bat um etwas Milch für ihr Kind. Bereitwillig gab ihr die Bäuerin das Verlangte und etwas Mehl. Da war die Wilde Frau sehr erfreut und fragte, ob sie nie im Graben aufgehängte Wäsche gesehen. Die Bäuerin bejahte es, meinte aber, sie wisse nicht, wem sie gehöre. "Sie gehört mir", erwiderte die Wilde Frau, "und wenn du sie hängen siehst, so bring alles vom Feld heim, denn es wird jedesmal schlechtes Wetter." Die Bäuerin dankte der Wilden Frau und sagte, sie solle nur wiederkommen, doch bat diese, daß täglich abends etwas Milch für sie hingestellt, aber auch Arbeit, etwas zu flicken oder stricken, dazu gelegt werde. Soviel nun auch die Bäuerin an Arbeit hinlegen mochte, diese war am Morgen getan. Da wollte sich die Bäuerin erkenntlich zeigen und legte einmal eine "rupfene Pfoad" dazu, diese wurde aber nicht geholt, und die Wilde Frau kam nie mehr wieder.
Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus
dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910, Nr.
18, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993,
S.193.