DAS LAMPRECHTSOFENLOCH
Im Lamprechtsofenloch, südlich von Lofer in Salzburg, liegen unermeßliche Schätze, die von einer weißgekleideten Jungfrau und einem großen schwarzen Hunde bewacht werden. Davon wird erzählt: Der letzte aus dem Geschlechte der Saalecker, die auf der Burg Saaleck am nahen Schlösselberge hausten, hinterließ zwei Töchter. Die eine war blind, die andere aber war über die Maßen habgierig, und als das väterliche Erbe geteilt wurde, maß sie sich jedesmal einen vollen Scheffel Gold zu, ihrer Schwester aber gab sie immer nur so viel, als auf dem umgestürzten Scheffel Platz hatte und ließ sie dann mit der Hand darüberstreichen, damit sie glaube, sie habe das volle Maß erhalten. Zur Strafe dafür wurde die neidische Schwester nach ihrem Tode in das Lamprechtsofenloch verwünscht, wo sie die unrechtmäßig erworbenen Schätze hütet und auf ihre Erlösung wartet.
Zum Ofenloch führte ein Weg, der immer gut gangbar war, ohne daß sich ein Mensch um seine Erhaltung kümmerte. Auch führten zur Winterszeit im Schnee oft Fußspuren hin, die denen eines Pferdehufes ähnlich waren, und dann hieß es immer, der Teufel habe im Lamprechtsofenloch seinen Besuch gemacht.
Quelle: Götter- und Heldensagen, Genf 1996,
Seite 631