Wie Mitterdorf unterging
Früher, noch bevor Neukirchen entstanden ist, soll es weiter westlich am Dürnbach ein kleines Dorf gegeben haben, das Mitterdorf geheißen hat. Die ersten Siedlungen des Tales wurden nahe am Wasser, oft am Rande der Schuttkegel der Bäche errichtet.
Einmal in dieser längst vergangenen Zeit streiften drei junge Burschen
durch die Au am Dürnbach. Einer von ihnen sagte, dass er Wettermachen
könne. Die beiden anderen glaubten ihm das natürlich nicht.
Sie forderten den vermeintlichen Angeber auf, das zu beweisen. Und das
tat er auch.
Er klaubte ein Holzsteckerl auf und zog damit auf dem Waldboden einen
Kreis. Dann forderte er seine Kameraden auf, in den Kreis zu treten. "Aber
steigt ja nicht heraus, ehe ich es erlaube! Sonst geschieht ein großes
Unglück!" warnte er die Freunde. Die zwei Burschen lachten ein
wenig und stellten sich in den aufgezeichneten Ring.
Nun begann der dritte um den Kreis herumzugehen, dabei murmelte er unverständliche
Worte vor sich hin. Wind kam auf, dunkle Wolken brauten sich zusammen
und als es auch noch blitzte und donnerte, bekamen es die beiden mit der
Angst zu tun. Sie sprangen aus dem Zauberkreis heraus und rannten davon.
Da tat der Wettermacher einen Jammerschrei: "Auweh, hiaz is Mitterdorf
valorn!" Und das Gewitter ist mit unheimlicher Gewalt losgebrochen,
der Dürnbach ist herausgestürmt und hat ganz Mitterdorf mitsamt
dem Kirchlein verschüttet.
Mit großer Mühe haben die Menschen das Dorf und die Kirche
weiter im Osten wieder neu aufgebaut. Sie nannten es "Noikirchn"
- Neukirchen.
In der Sage heißt es auch, der Dürnbach kann nie Ruhe geben,
weil er einmal eine Kirche "untein" gebracht hat.
Heute ist der Dürnbach durch viele Wildbachsperren gezähmt,
und nach menschlichem Ermessen ist der Markt Neukirchen nicht mehr in
Gefahr.
Quelle: Helene Wallner, Sagensammlerin und -führerin, Emailzusendung vom 3. Mai 2005