Die Sage vom Teufelstein in Rosental
Von Neukirchen kann man durch die Dürnbachau nach Rosental wandern. Sobald man den Wald verlässt, erblickt man auf einem Hügel nördlich der Salzach die Ruine der Hieburg. Auf der Talseite gegenüber sind hoch oben im Wiesenwald die Mauerreste der Friedburg zu erkennen. Am Fuße des Hieburghügels liegt ein riesengroßer Felsblock, der Teufelstein. Diese Sage weiß zu berichten, wie der große Stein dahin gelangte:
Der Teufelstein im Rosentale
Stahlstich 1817
Sammlung Werner Slupetzky
Diether von der Friedburg, ein tapferer Mann, war von einem Kreuzzug zurückgekehrt.
Bei einem Besuch auf der Hieburg verliebte er sich in die Tochter des Burgherrn und bald hielt er um ihre Hand an. Der Vater des Burgfräuleins vertröstete den Friedbürger aber auf spätere Zeit. Er sollte sich noch ein entsprechendes Vermögen aneignen.
Graf Diether zog in die Welt, einmal hatte er mehr Glück, einmal weniger. Aber nach einigen Jahren kehrte er mit reicher Beute von verschiedenen Kreuzzügen zurück.
Das Mädchen von der Hieburg hatte wohl nicht mehr an die Wiederkehr des Friedburgers geglaubt. Sie hatte sich inzwischen mit einem Ritter von Velben (Mittersill) verlobt und schon bald sollte die Hochzeit sein. Zuerst war Diether sehr traurig, doch dann wandelte sich seine Enttäuschung in Wut und Zorn. Vergeblich versuchte er, die Bauern für einen Ansturm auf die Hieburg zu gewinnen. All seine Schätze hatte er ihnen versprochen.
So saß er eines Abends in seiner finsteren Kammer auf der Friedburg und grübelte, wie er die Hieburger vernichten könnte. Plötzlich fühlte er, dass er nicht allein im Raum war. Schwefelgeruch lag in der Luft und Diether ahnte gleich, wer sein Besucher war. "Du kommst mir gerade recht," brummte er, "vielleicht gelingt es dir, die da drüben zu bestrafen für das, was sie mir angetan haben," Und er verschrieb seine Seele dem Teufel. Der sollte ihm helfen, die Hieburg mitsamt ihren Bewohnern ins Verderben zu stürzen.
Am Tage der Hochzeit auf der Hieburg braute sich im Obersulzbachtal ein schweres Gewitter zusammen. Blitze zuckten, ungeheuer grollte der Donner und ein wilder Sturm trieb die schwarzen Wolken heraus nach Rosental. Mitten in dem finsteren Wolkengebirge schwebte der Satan mit einem riesigen Felsblock in seinen Klauen. Den wollte er über der Kapelle der Hieburg fallen lassen, denn dort waren jetzt alle zur Hochzeit versammelt.
Fast war er schon über seinem Ziel, da ertönte das geweihte Glöcklein, um den Bund der Brautleute zu besiegeln. Erschrocken ließ der Teufel die unheilbringende Last fallen. Der Stein stürzte genau auf Diether, der in der Nähe gewartet hatte, um den Untergang der verhassten Hieburger zu beobachten. Seine Seele wollte aus dem zerschmetterten Körper in den Himmel entfliehen, doch der Teufel ergriff sie und riss sie mit in die Hölle.
Den großen Felsbrocken nannten die Menschen den "Teufelstein", er wird wohl noch lange da liegen...
Der Teufelstein in Rosental (Neukirchen
am Großvenediger) ist heute hinter Bäumen und Büschen
"verschwunden".
Im Hintergrund die Ruine Hieburg. Der erste bekannte Besitzer (1290) war
Walter von Neukirchen .1297 Ausbau zu einer starken Burg. Auf ihn folgte
Friedrich von Velben. 1409 Verkauf von Ulrich von Velben an Wolfart von
der Alm. 1544 Wiederaufbau nach Blitzschlag und Brand. 1599 Kauf durch
die Herren von Kuenburg (Besitzer des Schlosses Hohenneukirchen). 1661
brannte die Burg nochmals ab und verfällt seither. (Josef Lahnsteiner,
Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun, 1956) Vor einigen Jahren wurde die
Ruine von einem Nachkommen der Kuenburger gekauft (Preis angeblich 1 Schilling)
Neukirchen am Großvenediger, Pinzgau, Salzburg
© Werner Slupetzky, April 2005
Anmerkungen:
Es gibt hier kein Tal Rosental. Sondern nur die Ortschaft Rosental. Es
gibt zwar den Mitterkopf, ein markanter bewaldeter Berg zwischen Ober
und Untersulzbachtal, die Ruine Friedburg ist aber auf der "Ostrippe
des Rabenkopfes" (Lahnsteiner, 1956). Email-Zusendung von Werner
Slupetzky, 24. April 2005.
- Der Name hat mit "Rosen" nichts zu tun. Er kommt von den Rössern,
die früher auf den saueren Wiesen des Talbodens weideten. Der dazugehörige
Berg nördlich davon hat seinen ursprünglichen Namen behalten:
Rossberg.
Email-Zusendung von Helene Wallner, 25. April 2005.
Quelle: Leni Wallner, Sagen aus Neukirchen, Neukirchen am Großvenediger, 2000.