Maria Plain
Eine Stunde von der Stadt Salzburg entfernt auf dem Plainberg liegt die prachtvolle, mit zwei Türmen geschmückte Gnadenkirche. Die Lage derselben ist entzückend, und die Fernsicht eine der schönsten. Auf dem Hochaltare befindet sich das Gnadenbild. Es ist auf Leinwand gemalt, anderthalb Schuh hoch, vierzehn Zoll breit und stellt die gebenedeite Mutter Gottes vor mit holdselig liebreichem Angesicht und in ihrem Schoße auf einem Polster das zarte Jesukindlein haltend. Sie entblößt das Kindlein mit größter Ehrerbietung von den Windeln, und dieses streckt beide Ärmlein der jungfräulichen Mutter, die eine Krone auf dem Haupte trägt, entgegen. Im Jahre 1633, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, geschah es, daß der Markt Regen im bayerischen Walde von den Schweden angezündet worden, und kein Haus war übrig, das nicht in Asche lag. Ein ehrsamer Bürger und Bäcker, namens Paul Regner, hatte ein Muttergottesbild im Hause, und als sein Haus bis auf den Grund abgebrannt war, wurde das Bild allein unversehrt gefunden. Dies erregte eine große Andacht zu demselben; eine Edle von Grimming brachte es an sich und ihre Nachkommen bewahrten es als einen teuren Familienschatz. Rudolf von Grimming ließ es am 8. Dezember 1652 zuerst auf den Plain bringen und dort in einem eichenen Kasten aufrichten. Aber schon im Jänner des folgenden Jahres nahm er es wieder weg und stellte dafür eine Kopie hin, welche nicht minder viele Andächtige herbeizog. Mit dem Originale begab er sich nach einiger Zeit in das Bistum Augsburg, erbaute sich auf dem Wankerberge eine Einsiedelei und lebte da dem Gebete und der besonderen Verehrung der seligsten Jungfrau. Nach seinem Tode kam das Bildnis jedoch auf Verwendung des Erzbischofs Maximilian Gandolf wieder nach Salzburg, wo es zuerst (1676) in der hochfürstlichen Residenz aufgestellt und endlich (1732) auf den Plain mit großer Feierlichkeit übertragen worden ist. Hier hatte indessen schon 1657 der Bau einer hölzernen Kapelle begonnen, in welcher bis 1674 mehr als 33000 Messen gelesen wurden. Aus den vorhandenen Opfern wurde 1671 der Anfang zur jetzigen Kirche gemacht und der Bau so eifrig betrieben, daß bereits 1674 die Einweihung derselben vorgenommen werden konnte. Sie fand am 12. August statt. Die Kirche erhielt besonders 1683 von Wienern, welche vor den Türken geflohen waren, reichliche Geschenke; am 25. August 1824 wurde sie dem Kloster St. Peter zu Salzburg übergeben.
Quelle: P. Virgil Faber, Gekrönter Marianischer
Granatapfel, Salzburg 1679, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg,
München 1993, S. 269.