Der heilige Maximus
Juvavia war einst eine Stadt mit prächtigen Mauern, ringsum von hohen Wällen eingeschlossen und von mächtigen Türmen überragt. Könige hatten daselbst Paläste, und Tempel die Götter, stolz aus Marmor erbaut von einem Volke der Vorwelt. Aber herabgestürzt von ihrer glänzenden Höhe lag die Stadt verödet durch eine lange Reihe von Jahren, dicht mit Waldung bedeckt und von wilden Tieren bewohnt. Attila, der König der Hunnen, hatte sie 451, und nach ihm Walamir, ein Feldherr Odoakers, 477 zerstört. Da war Odoaker auf seinem Zuge gegen die Römer demütig um seinen Segen bittend zu dem frommen Greise Severin in seine Zelle gekommen. Dieser, die Wut der ihm gehorchenden Horden kennend und die glücklichen Fortschritte ihres obersten Führers ersehend, ahnte für die ihm bekannten, aufwärts liegenden Freunde nichts Gutes und sandte eilends Boten nach Salzburg, den heiligen Maximus zur schnellen Flucht zu mahnen. Derselbe hatte sich mit mehreren frommen Einsiedlern und Mönchen einen fast unzugänglichen Berg zum Wohnsitze gewählt und sich Treppen, Zellen und Kapellen in demselben ausgehauen. Hier glaubte sich Maximus wenigstens noch eine Nacht sicher und verweilte.
Von seiner Ansiedlung heißt dieser Berg der Mönchsberg und da zeigt man noch jetzt den wißbegierigen Reisenden die Einsiedelei des heiligen Maximus. Dort sagt uns aber auch eine lateinische Steinschrift, wie die Barbaren: Ungern, Goten, Heruler hereinstürzten, die Stadt plünderten, viele Einwohner in die Gefangenschaft fortschleppten, den ehrwürdigen Priester Maximus an einen Galgen hingen, die übrigen, beiläufig fünfzig an der Zahl, aus ihren Höhlen rissen, ermordeten und über die schroffen Felsen hinunterschleuderten. Die Sage hat erhalten, daß dieses in Fässern mit einwärts getriebenen Nägeln geschehen. Zweihundert und neunzehn Jahre lag nun Salzburg in Schutt und Graus, bis Rupert, der Segensapostel des Landes, kam, von diesem als Patron verehrt.
Medaille, Erzbistum Salzburg 1772: Hl.
Rupertus
© Foto Dietrich
Feil, Sammlung Feil privat
Quelle: Nikolaus Huber, Fromme Sagen und Legenden,
Salzburg 1880, S. 35 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg,
München 1993, S. 255.