Der Zauberspiegel
Alljährlich kam einer nach Edwein und hat ein hölzernes Trögl unter den Röhrbrunnen gesetzt und hat dann den Sand, der mit dem Wasser hineinlief, mitgenommen, denn da war Gold darin. Ein Bauer sah das öfter und dachte, das kann ich auch tun; mit dem goldhaltigen Sande ging er dann nach Salzburg. Da ruft ihm aus einem der Fenster ein Mann zu, er solle zu ihm heraufkommen. Als er oben war, sagte er zum Bauern: "Du, meinen Sand nimmst mir nimmer heraus, sonst erschieß ich dich." Dann ließ er ihn in einen Spiegel schauen, da drinnen erblickte der Bauer seine Alm, seine Kühe und den Hüter. Dann sagte der Mann: "Jetzt erschieß ich deine Glockenkuh, damit du siehst, daß ich auch dich erschießen kann", und schoß mit der Pistole nach dem Spiegel. Als der Bauer heimkam, hörte er, daß zur selben Stunde, als jener geschossen, seine Kuh "ag'walkt" (abgestürzt) war.
Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus
dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910, Nr.
24, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993,
S. 83.