WIE DIE BARMSTEINE ZU IHRER FORM GEKOMMEN SIND
Die beiden Barmsteine - der Große (841 m) und der Kleine (805 m) - wirken durch ihre gegen Kaltenhausen fast senkrecht abstürzenden Wände so mächtig, daß sie sehr stark das Bild der Landschaft um Hallein bestimmen.
Grosser (841 m) und Kleiner (805 m)
Barmstein bei Hallein, Salzburg
© Wolfgang
Morscher, 28. Juni 2001
Ihr Name dürfte eher vom kelto-romanischen "barme" = der Fels herrühren als vom germanischen Personennamen Babo, also "Fels des Babo", wie man früher immer angenommen hat.
Eine tiefeingeschnittene Rinne trennt die beiden Erhebungen, und eben um diese Kluft geht es in unserer Sage. Sie soll nämlich ein Werk des Teufels sein, und das ging so zu:
Einmal lag der böse Feind querüber auf der Bergeshöhe, die damals noch nicht gespalten war, und ließ sich die Sonne auf den Pelz brennen. Behaglich blinzelte er von seiner Aussichtswarte das schöne Salzachtal auf und nieder und sann dabei eifrig nach, wie er den Menschen da unten Übles antun könne.
Plötzlich aber verfinsterte sich sein Gesicht, und er stieß einen greulichen Fluch aus!
In der Tiefe zog nämlich gerade eine Prozession gegen Oberalm zu. Wenn sich der Wind drehte, konnte der Teufel auf seiner Höhe ganz deutlich die Litanei des "Betwurmes", wie der Gottseibeiuns die fromme Schar verächtlich zu nennen pflegte, vernehmen.
Als dazu aber auch noch Weihrauchgeruch heraufgezogen kam - so ungefähr das Schlimmste, was einem Teufel passieren kann -, da erfaßte ihn ein gewaltiger Zorn.
Finstere Wolken zogen auf, und dazu ward ein Geheul, Gewinsel und Gekratze hörbar, daß es einem grausen konnte. Es war der Teufel bei seiner Arbeit. In seiner Wut hatte er nämlich an der Wand so zu scharren und zu wühlen begonnen, daß die Felstrümmer hinunterpolterten bis zur Salzach. So lange grub er sich in die Tiefe, bis die heutige tiefe Kluft entstanden war, die die beiden Gipfel trennt.
Seit dieser Zeit ist es im finsteren Wald unter den Barmsteinen nicht
mehr geheuer. Noch immer stürzen dann und wann Felstrümmer in
die Tiefe und alte Leute sagten früher, das sei der Teufel, der mit
seinem Werk noch immer nicht ganz zufrieden sei.
Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 111