DER TEUFEL IM VIGAUNER WALD
Nächst der Bahnstation Vigaun führt heute die Bundesstraße durch einen schönen, dichten Wald. In alter Zeit war diese Gegend sehr verrufen, und wer nicht unbedingt diesen früher einsamen Steig zu nehmen hatte, wählte lieber einen Umweg, denn im Vigauner Wald trieb der Teufel in höchsteigener Person sein Unwesen!
Er fügte zwar niemand ernsthaft Böses zu, doch sprang er, Qualm und Feuer speiend, vor den Menschen über die Straße, sodaß viele darüber vor Angst und Schrecken erkrankten.
Die Leute in der ganzen Umgebung drängten und baten nun so lange, bis sich einige Priester entschlossen, den Satan zu bannen. Mit Weihrauch und frommen Gebeten rückten sie ihm zu Leibe, mußten aber samt und sonders wieder abziehen, da sie selbst nicht frei von Sünde waren!
Schließlich fand sich aber ein Priester, der sein ganzes Leben hindurch untadelig gewesen war und der dem Teufelsspuk ein Ende machen wollte. Er bereitete sich durch Fasten und Gebete gar wohl vor und schritt dann ans Werk.
Diesmal erging es dem Teufel schlecht. Er fühlte, daß er diesem Priester weichen mußte und verlegte sich deshalb aufs Verhandeln. Er bat zuerst, sich in einen Grashalm begeben zu dürfen, und da ihm dieses verweigert wurde, wollte er seinen Aufenthalt auf einer unzugänglichen Bergspitze nehmen. Der Geistliche entgegnete jedoch, daß seines Bleibens unter freiem Himmel nicht mehr wäre.
Schließlich flehte er, man möge ihn in die Tiefe einer nahen
Lache fahren lassen. Der Priester schlug ihm auch das ab und fuhr mit
seiner Beschwörung so lange fort, bis der Teufel das Vergebliche
seines Widerstandes einsah, durch die Luft davonflog und sich mitten im
Tennengebirge niederließ!
Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 112