5. Sagen aus Ligist und Umgebung.
Die Krähe mit dem Menschenfuß.
Vor mehreren Jahren ging der Leitnertoni aus Krottendorf an einem hohen Feiertag auf die Jagd. Nach einer halben Stunde Herumstreifens im Wald bemerkte er auf einer hohen Fichte mehrere Eichkätzchen. Er schlich hinzu und wollte eines herabschießen. Bevor er noch abdrücken konnte, waren alle Eichhörnchen verschwunden. Verblüfft schaute er zu Boden und bemerkte neben dem Stamm eine schwarze Krähe, die einen Menschenfuß hatte. Mit diesem stieß sie siebenmal gegen den Boden. Nun wollte der Toni diese seltsame Krähe schießen, hob das Gewehr, doch im gleichen Augenblick stand eine weiße Gestalt vor ihm. Erschrocken wich der Jäger einige Schritte zurück und starrte die Gestalt an, die nun drohend die Hand hob. Da packte den Toni das Grausen, er lief schnell nach Hause und gelobte, nie mehr an einem Feiertag auf die Jagd zu gehen. — Leute, denen er sein Erlebnis erzählte, meinten, daß die weiße Gestalt eine verwunschene Seele gewesen sei.
Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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