18. Aus der Vergangenheit von Piber.
Der Ortsname ,,Piber“ ist zurückzuführen auf die ehemals hier zahlreich vorkommenden Biber, geschickten Wasserbaukünstlern, die sowohl in der Kainach wie auch in der Mur zwischen Wildon und Graz lebten. Noch im 17. Jahrhundert waren genug vorhanden, doch wurden sie so eifrig verfolgt, daß sie bald darauf ausstarben. In Piber sollen die Tiere beträchtliche Größe erreicht haben; vor etwa 100 Jahren wurde hier der letzte Biber erlegt.
Daß schon die Römer in der Piberer Gegend siedelten, beweisen mehrere Römersteine an der Außenseite der Pfarrkirche. Im 11. Jahrhundert war das ganze weite Gebiet um Piber Eppensteiner Besitz; Graf Markwart IV. von Eppenstein erwarb schon 1066 für seine Eigenkirche in Piber Pfarrechte.
Sie ist somit das älteste Gotteshaus der ganzen Gegend und war Mutterkirche für St. Margareten (Voitsberg), Edelschrott, Modriach, Pack, Köflach, Kainach, Hirschegg, Salla, Stall-hofen und Geisttal. — 1105 schenkte Herzog Heinrich von Kärnten (Eppensteiner) seine reichen Besitzungen bei Kainach, an der Gößnitz und in Graden dem Stift St. Lambrecht, welches die Güter (mit Unterbrechung) bis zur Aufhebung des Stiftes im Jahre 1786 behielt. Die Herrschaft Piber wurde dann Staatseigentum und später als Gestüt für edle Pferde eingerichtet.
Die erste Kirche von Piber — wahrscheinlich eine Holzkirche — dürfte schon um 1066 entstanden sein. Die gegenwärtige, in der Hauptsache romanische Kirche, stammt aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts und hatte eine Flachdecke; um 1520 wurde sie eingewölbt. — Ursprünglich — zur Zeit der Eppensteiner — mag in Piber eine kleine Wehranlage (Burg) erbaut worden sein, in der die „Ritter von Piber" als Vögte und Verwalter etwa 200 Jahre lang hausten. Nach ihrem Aussterben in der Mitte des 13. Jahrhunderts übernahm das Stift Lambrecht bzw. der jeweilige Pfarrer die Verwaltung.
Der alte Pfarrhof wurde 1490 zu einem wehrhaften Schloß erweitert, und als sich auch dieses mit der Zeit als zu klein erwies, erbaute das Stift St. Lambrecht von 1696 bis 1728 das schöne große Schloß, das noch heute steht.
König Rudolf von Habsburg bestätigte 1277 der Pfarre Piber die Mautfreiheit und das Tavernrecht (Gasthausrecht), welche Rechte schon Herzog Leopold VI. von Babenberg verliehen hatte. Die Taverne neben der Kirche steht heute noch.
Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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