22. Aus der Vergangenheit von Köflach.
Köflach, von Voitsberg sechs Kilometer entfernt, liegt am Ostfuß der Stubalpe inmitten ergiebiger Braunkohlenlager und ist heute eine bedeutende Industriestadt. — Der Ort, früher Choevelach (Chouelach) genannt, war ursprünglich Besitz des Stiftes St. Lambrecht und erhielt angeblich schon 1170 von Kaiser Friedrich I. *) Marktrechte, doch war diese Verleihungsurkunde gefälscht, deshalb erneuerte 1470 Kaiser Friedrich III. (1440—1495) das Marktrecht.
Der Sage nach soll das älteste Magdalenenkirchlein auf dem Felde zwischen dem Gradnerbach und dem Zigöllkogel gestanden sein. Bei einer Grabung an dieser Stelle entdeckte man Grundmauern, und ein Locheisen soll dabei in ein unterirdisches Gewölbe gefallen sein. Vielleicht waren in dieser Gegend einstmals auch Römergräber, denn bei der Aushebung des Grundes für das Wohnhaus der Glasfabrik sollen Funde aus der Römerzeit ausgegraben worden sein. (Siehe auch: „Aus der Vergangenheit des Kainachbodens", Nr.6) — Diese erste und zugleich älteste Kirche wurde wahrscheinlich durch Hochwasser zerstört und der Boden dort wiederholt mit Geröll- und Schuttmassen bedeckt. Im Jahre 1873 fand man fast zwei Meter unter der heutigen Oberfläche einen kleinen Mühlstein, ein Beweis, daß die Oberfläche ehemals viel tiefer lag. — Dort, wo sich heute die Pfarrkirche erhebt, stand früher ein älteres Gotteshaus, das 1245 als St. Lambrecht gehörig erwähnt wird und vermutlich einem Brand zum Opfer fiel. Die gegenwärtige Kirche St. Magdalena entstand in den Jahren 1643 bis 1649. Der gemalte Flügelaltar, aus der Zeit um 1470 stammend, ist eine Stiftung des Ritters Georg von Gradner. Sehr alt ist auch der romanische Rundkarner, der 1926 als Kriegerdenkmal eingerichtet wurde. (Fresken vom Maler Fritz Silberbauer.)
Der Wettstreit zwischen Köflach und Voitsberg dauerte bis ins 19. Jahrhundert hinein. Der Kohlenbergbau im Gebiet von Köflach begann um 1768; die Ausbeute war damals noch recht gering, steigerte sich aber schlagartig mit der Eröffnung der Bahnlinie Graz—Köflach im Jahre 1860. —
1959 wurde Köflach zur Stadt erhoben.
*) Kaiser Friedrich I. Barbarossa = Rotbart, regierte von 1152 — 1190.
Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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