19. Vom Heiligen Berg.
Ungefähr in der Mitte zwischen Voitsberg und Köflach erhebt sich nördlich der Straße der sogenannte Heilige Berg (539 Meter hoch). Auf seiner breiten Plattform steht ein schmuckes barockes Kirchlein, von Mauern umgeben, angeblich größtenteils aus Römersteinen erbaut (?). Es wurde von einer Gräfin Wagensberg 1660 gestiftet.
Der Heilige Berg bei Voitsberg, rechts das 1975 gegründete Karmelitinnenkloster
© Harald
Hartmann, September 2009
Eine Sage erzählt, daß im 14. Jahrhundert *) eine Gräfin aus Klein-Kainach öfters in den Wäldern, die diesen Berg bedeckten, spazieren ging. Besonders gern besuchte sie diese Höhe, um die schöne Aussicht zu genießen. — Eines Tages, als sie wieder einmal oben stand und ins weite Land hinausblickte, wurde sie plötzlich ohnmächtig. Als sie wieder zur Besinnung kam, war sie so schwach, daß sie nicht weitergehen konnte. Da gelobte sie, an dieser Stelle ein Kirchlein zu bauen, wenn ihr jemand Hilfe brächte. Zufällig kamen ein Mann und eine Frau daher, die die Erschöpfte fanden, sie mit frischem Wasser labten und in ihr Schloß zurückführten.
Die Gräfin hielt ihr Versprechen und ließ auf der Berghöhe ein Kirchlein erbauen. Die zwei Statuen vor der Kirche sollen die beiden Retter darstellen. (Es sind jedoch die Statuen des hl. Joachim und der hl. Anna.)
Kirchentor der Kirche auf dem Heiligen Berg, bez. 1677, die Apostel Petrus und Paulus darstellend
© Harald
Hartmann, September 2009
Im Kirchlein auf dem Heiligen Berg hängt ein sogenanntes "Wunschglöckchen".
Ein Mädchen aus Bärnbach ging einmal Schwämme suchen, fand auch viele Pilze, aber ein giftiger war auch dabei. Zu Hause bereitete es aus den Schwämmen eine schmackhafte Speise und gab sie der kränklichen Mutter zu essen. Am Abend wurde die Mutter von heftigen Krämpfen geschüttelt und glaubte schon, sterben zu müssen. Da erinnerte sich das Mädchen des Wunschglöckchens auf dem Heiligen Berg und lief hinauf. In der Kirche konnte es aber den Glockenstrick nicht erreichen und weinte deshalb bitterlich. — Plötzlich begann das Glöckchen ganz von selbst zu klingen, erst leise, dann immer stärker, von einer unsichtbaren Hand gezogen. — Als der letzte Ton verhallt war, lief das Kind schnell heim zur Mutter. Und schau — als es zur Tür hineinhuschte, rief ihm die Mutter schon entgegen, daß es ihr viel besser gehe.
Einige Tage später war sie völlig genesen.
*) Vermutlich stand damals schon eine hölzerne Kapelle oder ein Kreuz auf dem Berg.
Votivbild in der Kirche auf dem Heiligen Berg, bez. 1686
Darstellung des Heiligen Berges
© Harald
Hartmann, September 2009
Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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