5.19 Der Hallbachschimmel
Am Südrand des Hinterbergertales, etwas westlich vom Bad Heilbrunn fließt der Hallbach aus dem Kemetgebirge in die Salza, etwa dort, wo heute die Salza in den Stausee mündet. In alten Zeiten hat sich im Bereich des Unterlaufes des Hallbaches, etwa dort, wo er aus dem Wald in die Wiesenlandschaft um die „Stöcklstube“ fließt, ein Pferd, ein Schimmel, aufgehalten. Dieser ist den Leuten oft, aber immer nur in der Nacht, nachgesprungen und hat sich mit den Vorderfüßen auf die Schultern der Menschen gesetzt. Wenn das Tier so auf den Leuten gesessen ist, hat es immer angefangen zu schreien, und das hat so abscheulich geklungen, dass man sich nichts grässlicheres vorstellen konnte. Aus dem Maul sind ihm Funken geflogen und schwarzer Rauch und wenn es mit den Hufen auf einen Stein aufgesprungen ist, hat es jedesmal Funken gegeben. Das Teufelstier hat es besonders auf die Almbuben abgesehen und auf solche, die schlechte Gedanken mit sich herumgetragen haben. Diese Menschen hat das Tier verfolgt, die anderen aber hat es immer in Ruhe gelassen. Heute sieht man den Hallbach-Schimmel nicht mehr. Man sagt, seitdem der Schatz aus dem Hallbach-See verschwunden ist, sei der Schimmel auch nicht mehr da.
Zum Schatz aus dem Hallbach-See siehe auch die Sage „Der Hoisbauer als Schatzgräber“; interessanterweise wurde an jener Stelle, wo der Hallbach aus dem steileren Hallbachgraben in ebeneres Gelände mündet, ein kleiner verlandeter See festgestellt, bei dem es schwefelhaltige Quellaustritte gibt, allerdings nur wenig ergiebig. Bei bestimmten Wetterlagen ist der Schwefelgeruch in der unmittelbaren Umgebung zu bemerken. Von älteren ehemaligen Waldarbeitern wurde überliefert, dass sie jedesmal, wenn der Schwefelgeruch wahrnehmbar war, zu sagen pflegten: „Heut stinkt er wieder“ - gemeint war der Hallbachschimmel, der an dieser Stelle im Sumpf versunken sein soll. An solchen Tagen sah man über der erwähnten Stelle auch regelmäßig aus der Entfernung eine kleine Nebelwolke, das „Hallbachneberl“, das den Waldarbeitern morgens verläßlich einen regnerischen Tag ankündigte. (Informant: Johann Resch, Waldfacharbeiter i.R., Neuhofen, 2005). Die Schwefelquelle wurde wissenschaftlich untersucht und ist beschrieben in: Schleich, Johann: Heil- und Wunderquellen in der Steiermark; Graz, Wien, Köln 1998, Verlag Styria, S. 111. Der Flurname Hallbach deutet auf eine Nutzung im Zusammammenhang mit der Salzwirtschaft hin (Hall ist die alte Bezeichnung für Salz, siehe „Hallstatt“), oder auf einen prähistorischen Salztransportweg, der vermutlich im Bereich der Hallbachmündung in den Pass Stein einmündete, und derzeit archäologisch untersucht wird.