Der Beerensammler am Schöckl
Einst sammelte ein alter Mann auf dem Schöckl Beeren, als ihm ein Forstmann begegnete, der ihn zu seinem Herrn bringen wollte, weil, wie er behauptete, das Beerenpflücken in diesen Wäldern verboten war.
Vergeblich bat der Alte den Jäger, ihn mit seiner mühsam gepflückten Ernte doch gehen zu lassen.
Der boshafte Forstmann willigte ein, unter der Bedingung, er müsse seine Beeren verdienen und mit dem Korb am Rücken auf einen Baum steigen. Dem Mann gelang dies unter vielen Mühen, aber als er oben angelangt war, nahm der Unmensch seine Flinte von der Schulter, zielte und schoß ihn herab. Darauf begrub er den Toten unter dem Baum.
Einige Jahre später unternahm der Fürst mit seinen Leuten eine Jagd auf den Schöckl.
Auch der Jäger, der den alten Mann getötet hatte, war dabei. Fürsorglich hatte er seinen Hund nicht mitgenommen, daß er ihn nicht verraten konnte. Dieser sprang jedoch durchs offene Fenster der Hütte und rannte der Jagdgesellschaft nach. Als man ins Gebiet kam, in dem der Mord geschehen war, begann der Hund alsbald eifrig unter einem Baum zu graben und zu wühlen und legte den halbverwesten Leichnam frei.
Da mußte der Jäger seine Missetat bekennen. Wütend erschoß er seinen Hund und stellte sich dem Gericht. An diesem Ort errichtete man ein Kreuz. Es stand viele Jahre dort, bevor es in Wind und Wetter morschte und verfiel.
Quelle: Karl Pollak, HS o. J.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 195.