Die Kasmandeln in den Kothütten
Der alte Oanleitner ging einmal am Kasmandltag (Martini- Vorabend) auf die Alm. Als er dann in der Kothütte am Fuße des Waldhorns am Abend einen Topf mit Fleisch ans Feuer stellte, war auf einmal ein kleines Männlein da, das ebenfalls – ohne vorher zu fragen – einen Topf ans Feuer stellte. Der Oanleitner sagte zuerst nichts, schaute aber doch neugierig in des Männchens Topf hinein. – Brrr! Da lag eine fette, dicke Schlange darin. Nun stellte sich der Zwerg zum Herd und sagte drohend: „Das ist mein Fleisch!“, dabei zeigte er in den Topf des Bauern. „Und das ist dein Fleisch!“ Dabei zeigte er in den Topf mit der Schlange. – Der Oanleitner wollte natürlich von diesem Tausch nichts wissen und griff schnell nach seinem Topf. Da wurde das Männlein fuchsteufelswild und schrie mit zornrotem Gesicht: „Das muss ich meinen Kameraden sagen, dass sie mir helfen Boanln nagen!“ Dann sprang es schnell zur Tür hinaus. Dem Oanleitner wurde es unheimlich in der Stube, und als er nach einer Weile vor die Tür hinaustrat, erschrak er heftig, denn vom Sommerlochboden kamen viele kleine Männlein herab, die alle blitzende Messerchen in den drohend erhobenen Händen hielten und dabei riefen: „Muass mein‘ Kameraden sog’n, dass wir wollen helfen Knochen nog’n!“ – Da packte den Oanleitner die helle Angst, so dass er schnurstracks davonlief und sich im Löschmoos versteckte, wo ihn die Kasmandeln nicht finden konnten.
Zeitlich früh, als alles ringsum wieder still war und sich kein Kasmandel mehr zeigte, versperrte er schnell die Hütte und stieg ins Tal hinab. Nie mehr wieder ging er am Kasmandeltag zu den Kothütten hinauf.
Quelle: Auszug aus „Was die Heimat erzählt“ Steirische Heimathefte, Heft 8
Email-Zusendung Andy, April 2024