Die Hexen von Eisenerz
Im Krumpental bei Eisenerz steht eine alte, verfallene Schmiede, in der vor vielen Jahren ein finsterer, wortkarger Meister lebte. Es war von ihm bekannt, dass er oft die wildesten Ochsen und Stiere rasch und sicher beschlagen konnte; deshalb wurde er gerne der „Büffelschmied“ genannt. Die Sage berichtet folgendes: Der Meister wurde manchmal mitten in der Nacht durch ungestümes Pochen an der Haustür geweckt; er stand dann immer schnell auf, ging in die Werkstatt und musste dort geheimnisvolle Tiere beschlagen. Am nächsten Morgen lag dann ein blankes Goldstück auf seinem Amboss. Das war der Lohn für die nächtliche Arbeit. In einer klaren Mondnacht wurde der Schmied wieder einmal stürmisch geweckt, um einen schönen Rappen zu beschlagen. Ohne Murren ging er an die Arbeit; doch als er den letzten Hufnagel einschlug, erwischte er zufällig einen etwas längeren und trieb ihn rasch bis auf den „Kopf“ hinein. Der schöne Rappe zuckte dabei plötzlich zusammen, wendete rasch den Kopf nach dem Meister und sagte: „Schmied, nicht so tief!“
Jetzt erst erkannte der Meister, was für geheimnisvolle Tiere er jedes Mal um Mitternacht beschlug. Es waren dies nämlich lauter böse Hexen, die ihm der Teufel in Gestalt von Tieren zuführte, und die er für den nächtlichen Ritt auf die Eisenerzer Berge mit scharfen Eisen beschlagen musste.
Quelle: Auszug aus „Was die Heimat erzählt“ Steirische Heimathefte, Heft 6
Email-Zusendung Andy, März 2024